Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel. Bisherige Organisationsstrukturen, Zeitmodelle und Methoden der Zusammenarbeit im Team werden hinterfragt und ins Digitalzeitalter transformiert. Was sich hinter dem Begriff New Work verbirgt und welche Herausforderungen es gilt zu meistern.
Dies ist ein Auszug aus dem ELUCYDATE Online Training "New Work". Mit ELUCYDATE bietet WEKA Digitales Lernen Online Trainings aus den Bereichen Management, Persönliche Entwicklung, Kommunikation, Kreativität & Effektivität sowie Digitalisierung.
New Work stammt aus dem Englischen und wird mit „neue Arbeit“ übersetzt. Dabei geht es um ein verändertes Grundverständnis der „Arbeit“ im heutigen Zeitalter der zunehmenden Digitalisierung, Vernetzung und Globalisierung. Geprägt hat die New Work Bewegung der Philosoph und Anthropologe Frithjof Bergmann schon in den 70er-Jahren. Er begann, das bestehende Jobsystem und die Auswirkungen der Lohnarbeit auf die Menschheit zu hinterfragen und öffentlich zu diskutieren. Seiner Meinung nach wurde Arbeit ausschließlich als Erwerbsquelle definiert, der Mensch und dessen Bedürfnisse in den Hintergrund gedrängt. Sinn und Werte wurden nicht diskutiert. Jeder Tätigkeit wurden Aufgaben zugeteilt und Berufsbilder mit festen Kompetenzen versehen. Flexibilität und Individualität – Fehlanzeige.
In den späten 70er-Jahren drohte infolge der zunehmenden Automatisierung eine Massenentlassung in der Automobilindustrie. Bergmann nutzte die Gunst der Stunde, um seine für damalige Zeit revolutionären, modernen Überlegungen in die Tat umzusetzen und den Anstoß für eine völlig neue Arbeitsphilosophie und alternative Arbeitsformen zu geben – weg von der Fremdbestimmung hinein in ein Modell des selbstbestimmten Arbeitens. Startschuss war das 1984 in Michigan gegründete erste Zentrum für neue Arbeit. Das Modell: Die Arbeiter der Automobilbranche sollten 50 % des Jahres am Band arbeiten, die anderen 50 % ihrer Jahresarbeitszeit sollten sie intensiv dazu nutzen herauszufinden, „was sie wirklich, wirklich wollen“. Mit diesem Leitsatz wurde Frithjof Bergmann berühmt.
Vor allem ist es ein Mindset: Im Kern steht die Freiheit, zu entscheiden, wie, wann, wo und, am wichtigsten, warum wir arbeiten.
Mit den Herausforderungen und Grundlagen der New Work Bewegung von damals bis heute (und auch in Zukunft) beschäftigen sich Philosophen, Forscher oder Unternehmer gleichermaßen. New Work betrifft uns alle. Sogar ganze Konzerthäuser wie die Hamburger Elbphilharmonie werden für Veranstaltungen rund um das Thema "Neue Arbeitswelt" gebucht. Im März 2019 kamen zum bereits dritten Mal über 2000 Besucher (darunter auch die Redaktion der WEKA Learning Group) in die schöne Stadt an der Elbe, um sich im Rahmen der New Work Experience, veranstaltet von Xing SE, mit Gleichgesinnten und Experten zum Thema New Work auszutauschen. Theorie und Praxis der neuen Arbeit wurden im Rahmen von Impulsvorträgen, Workshops und Gesprächsrunden aufbereitet. Obiges Zitat beispielsweise stammt aus einem Workshop zum Thema "New Worker im Dialog" von Christoph Magnussen, dem Gewinner des New Work Awards 2018 (eine Auszeichnung, die der Veranstalter jedes Jahr für besonders zukunftsweisende Arbeitsprojekte neu vergibt).
Das Thema ist brisanter denn je und umfasst folgende Bereiche:
In hierarchischen Organisationen macht einer den anderen „zum Objekt“, wie es der anerkannte Neurobiologe und Hirnforscher Gerald Hüther beschreibt. "Doch dann können wir nicht effizient oder frei handeln. Ein neues Ordnungsprinzip steht an der Tagesordnung." Dieses neue Ordnungsprinzip krempelt die bisherige Struktur um und setzt auf flache Hierarchien und ein selbstbestimmtes Handeln. Transparenz, Vertrauen und weitere agile Werte rücken in den Vordergrund. Führungskräfte entwickeln sich vom Chef zum Mentor und Motivator der Belegschaft. Laut Hüther „machen sich Gemeinschaften auf den Weg“. Das „Wir“ zählt und das Team entscheidet im Konsens. Die Meinung jedes einzelnen Mitarbeiters zählt, unabhängig von Position und Aufgabengebiet. Einige moderne Startups gehen sogar so weit, ihre Chefs jährlich per Abstimmung wählen zu lassen.
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Die Zusammenarbeit mit wechselnden Kollegen und in Teams an verschiedenen Standorten (mit Zeitverschiebung) ist heute keine Seltenheit mehr. Gerade dann ist ein offener und regelmäßiger Austausch unverzichtbar. Moderne Technologien helfen uns dabei:
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Das gilt auch für die Zusammenarbeit und das Verhältnis zum Kunden oder Auftraggeber. Nur wer die Erwartungen und Bedürfnisse des jeweils anderen kennt, kann erfolgreich zusammenarbeiten.
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Inmitten der schönen neuen Welt des technischen Fortschritts tauchen Fragen auf: „Wie rüste ich mich und mein Team für die Herausforderungen der neuen Arbeitswelt, der digitalen Transformation?“ „Wird es meinen Job in Zukunft überhaupt noch geben?“ Kompetenzprofile ändern sich, Berufsausbildungen richten sich neu aus.
Gerade wenn künstliche Intelligenz und Roboter den Weg in unseren (Arbeits-)Alltag finden, geraten menschliche Werte und Bedürfnisse umso mehr in den Vordergrund.
Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf will optimiert werden. Hier helfen flexible Arbeitszeiten und/oder Home-Office Regelungen. Im New Work Umfeld geht es nicht mehr darum, acht Stunden im Büro abzusitzen, sondern den „Herausforderungen“ der Arbeit mit Freude und „Sinnhaftigkeit“ zu begegnen. Soft Skills und den Erwerb zusätzlicher Kenntnisse gilt es dann im Rahmen von Personalentwicklungsmaßnahmen zu fördern. Doch das ist nicht nur die Aufgabe der Vorgesetzten und HR-Verantwortlichen. Raus aus der Komfortzone: Auch als Mitarbeiter ist man gefordert. Wer für sich selbst und seine Handlungen Verantwortung übernimmt, kann die Möglichkeiten und Chancen, die durch New Work entstehen, ergreifen. Lernbereitschaft beschreibt auch Neugier und Motivation, sich neues Wissen anzueignen und andere Aufgaben zuzutrauen. Das war schon Bergmann vor vielen Jahren klar.
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Wertschätzung und Vertrauen
Diese und viele weitere New Work-Kernelemente finden sich auch im agilen Mindset wieder.
Mithilfe bestimmter Tools lassen sich die theoretischen Ansätze von New Work leichter in die Praxis umsetzen. Da kann man sich entweder mit agilen Projektmethoden wie Kanban oder Scrum aushelfen, Daily Standups einführen oder moderne Co-Working-Spaces und Arbeitslandschaften ins Leben rufen. Zwangsläufig wird sich die Kommunikation im Team und Art und Weise der Zusammenarbeit ändern. Doch sie stellen nur die „Werkzeuge“ in der Umsetzung dar. Sie sind eine Art Anleitung, ein Rahmen. Im Fokus steht eine neue Weltanschauung, ein verändertes grundsätzliches Verständnis von Arbeit – Selbstverwirklichung inklusive.