Antonia Laier ● 18.11.2019

Weiterbildung neu denken: Warum Sie lernen „lernen“ müssen

Die Art und Weise, wie Mitarbeiter sich fortbilden (möchten) ändert sich im Zeitalter der Digitalisierung grundlegend. Der Prozess des neuen Lernens hat kein festes Start- und Enddatum, er verläuft fließend. Vom Relaunch der Weiterbildungs-Branche – und weshalb Sie lernen wieder lernen müssen.

Wir werden alle ins kalte Wasser geworfen. Sie, ich, Kollegen, Familie und Freunde. Die Digitalisierung kommt mit neuen Entwicklungen und technischen Errungenschaften um die Ecke, die wir in ihrem ganzen Ausmaß gar nicht wahrnehmen, geschweige denn nutzen können. Ganze Firmen stecken bereits in teilweise tiefgreifenden Changeprozessen. Was wir tun können ist, diesen Prozessen mit einer offenen und mutigen Grundhaltung entgegenzutreten und Veränderungen möglichst unvoreingenommen anzunehmen. Kurzum: Wir müssen uns den Herausforderungen im Zeitalter der Digitalisierung stellen. Manchmal geht das nicht (völlig) von alleine. Nicht nur aus diesem Grund nehmen Weiterbildungen heute einen hohen Stellenwert in der Unternehmenskultur ein. Doch auch in punkto „Lernen“ geraten bisherige Strukturen gehörig ins Wanken. 

Weiterbildung heute: flexibel, individuell, agil!

Bestimmt sind auch Sie schon mit dem Wörtchen „agil“ in Berührung gekommen. Doch Agilität bedeutet mehr, als Kanban oder Scrum im Team einzuführen. Flexibel und schnell reagieren – darauf kommt es an.

Mut haben, die Dinge einmal anders anzugehen als üblich, die Workflows auch einmal auf den Kopf zu stellen, Neues zu wagen, Altes zu hinterfragen, Kreativität Freiraum zu geben.

Dieses Mindset, diese Sinneshaltung, die uns helfen soll gegen die (digitale) Schnelllebigkeit und unvorhersehbaren Ereignisse im Digitalzeitalter bestehen zu können, hat auch viel mit den Anforderungen und Kernelementen in der modernen Weiterbildungsbranche zu tun. Lernen ist unmittelbar ans Lernen gebunden.“ Neurobiologe Gerald Hüther zählt zu den bekanntesten Hirnforschern Deutschlands und beschäftigt sich intensiv mit den Voraussetzungen für die bestmöglichste Entfaltung menschlicher Potentiale. Die Art und Weise wie wir lernen, muss sich also auch an unseren gewandelten (Business-)Lifestyle anpassen können. „In ihrem Innern möchten alle Menschen gestalten und entdecken“, so Hüther. „Nur ist ihnen im Laufe der Zeit dieses Bedürfnis abhanden gekommen.“ Zu viele Regeln und Zwänge, an welche man sich anpassen und welchen man sich fügen muss. Zu viel „Wir gehen lieber kein Risiko ein“, zu wenig „Das probieren wir jetzt einfach mal aus!“. Doch gerade das ist in der Transformations-Phase, in der wir uns gerade befinden, enorm wichtig.

Nun gilt es, als Unternehmen – genauer gesagt als Personalentwickler – die Belegschaft (wieder) zu inspirieren, zu begeistern und zu motivieren. Laut einer aktuellen Bitkom-Studie wollen 54 % der Unternehmen ihre Weiterbildungsbudgets im Jahr 2019 erhöhen. Generell klingt das vielversprechend. Umso wichtiger ist es aber auch, dass dieses Invest beim Mitarbeiter „richtig“ ankommt und auch Früchte trägt – unabhängig davon, ob sich ein Unternehmen dann für interne Weiterbildungsangebote entscheidet oder die Schulungen an spezielle Lern-Einrichtungen oder externe Dienstleister auslagert. Wir haben wesentliche Elemente moderner Weiterbildungen zusammengetragen:

Softskills und Digitalkompetenzen

Gerade wenn sich Jobprofile und Aufgabenbereiche verändern, gilt es, wie man so schön sagt, über den „Tellerrand“ hinaus zu blicken. Der lebenslange Lernprozess zieht sich durch sämtliche Abteilungen und Kompetenzbereiche. Während man früher hauptsächlich durch fachliches Know-How brillieren konnte, ist es heute ebenso wichtig, Softskills zu trainieren und sich selbstverständlich auch die notwendigen Digitalkompetenzen anzueignen – gerade dann wenn die künstliche Intelligenz und Automatisierung Oberhand nimmt. Das „Menschliche“ tritt dann umso mehr in den Fokus.

Neuer Call-to-Action

Es kann schon in einem ersten Schritt helfen, mit den Kollegen aus den umliegenden Büros einmal über deren aktuelle Projekte und Ziele zu sprechen. Welcher (digitaler) Tools oder Datenbanken sie sich bedienen und welche Vorgehensweisen sich bewährt haben. Wir müssen lernen, das „Lernen“ selbst nicht als Aufgabe oder Pflicht zu sehen, sondern als Chance, als Gewinn für uns selbst begreifen.  

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Individualität wird groß geschrieben

Jeder Mensch lernt anders, das kennen wir noch aus der Kindheit. Während der eine sich Daten und Fakten besonders gut „visuell“ aneignen kann, also mithilfe von Bildern, Videos oder dem geschriebenen Wort, benötigt der andere womöglich eine Person, die er von Angesicht zu Angesicht auf seine Fragen ansprechen kann. Der eine bevorzugt 60 Minuten Weiterbildung am Tag, die er beliebig verteilen kann (E-Learning), während der Kollege unbedingt eine gewisse Distanz zum Normalalltag benötigt, um sich neues Wissen anzueignen. Auch Kombinationen sind denkbar – und je nach Thema auch  sinnvoll (Blended Learning).

„Individuell Lernen“ bedeutet aber auch, auf die jeweiligen Bedürfnisse und Situationen eingehen zu können. Ein starres Festhalten am Workshop-Plan hilft nicht, wenn die Hälfte der Lernenden sich unter- oder überfordert oder im schlimmsten Fall gelangweilt fühlt. Dann liegt es an beiden Seiten, mithilfe von ehrlichem Feedback an der kontinuierlichen Verbesserung der Lern- Inhalte und -Atmosphäre zu arbeiten. Lernzeit nur „abzusitzen“, ohne wesentlichen Input mitzunehmen, macht nach wie vor keinen Sinn. Doch dessen muss man sich auch erst bewusst werden und sich trauen, Probleme oder Hindernisse offen kundzutun. Das hat auch viel mit einer sich im Zeitalter von New Work verändernden Fehlerkultur zu tun.

Zeitunabhängigkeit

E-Learnings oder Webinare erfreuen sich derzeit großer Beliebtheit: Völlig unabhängig von Zeit und Ort lernen kann man mit diesen praktischen Online- Formaten. Sie bieten sich für das Vermitteln spezieller Kenntnisse ganz besonders an, wie etwa dem Ausbau von Soft Skills. Oftmals lassen sich interaktive Module oder Video-Sequenzen integrieren. Stichwort digitale Lernplattform: Das Unternehmen erwirbt beispielsweise die Lizenz und jeder Mitarbeiter kann sich dann das für ihn aktuell brisante Thema selbst aussuchen und sich weiterbilden, wann er möchte. Gerade dann ist die Lernbereitschaft natürlich besonders hoch.

Ortsunabhängigkeit

Die Mischung macht´s: Zwischen Präsenzseminar und E-Learning angesiedelt sind Weiterbildungen, die in sogenannten virtuellen Klassenzimmern stattfinden. Entscheidend ist hier auch die Nutzung der neuen Technologie. Zu bestimmten Terminen loggen sich die Teilnehmer online ein und können virtuell miteinander in Kontakt treten – egal wo sie sich befinden. Dazu braucht es ein Mikrofon und (wenn gewünscht) auch eine Webcam. Reise- und Übernachtungskosten entfallen, der „direkte“ Kontakt zwischen den Teilnehmern und den Dozenten bleibt bestehen. Präsentationen und andere Arbeitshilfen können nach wie vor eingeblendet und allen Teilnehmern bereitgestellt werden. Zumeist stehen die (aufgezeichneten) Workshops dann  auch im Anschluss noch zur Verfügung.

Ob E-Learning, Webinar, Präsenzschulung oder eine Mischung: Wer sich jetzt nicht weiterbildet – und das auch aus eigener Überzeugung tun möchte – und als Arbeitgeber die Voraussetzungen dafür bereitstellt, hat auf der Reise durch die digitale Transformation eigentlich schon so gut wie verloren.

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