Dominic Lindner ● 18.6.2019

So werden Sie fit für´s digitale Business

Vom Online-Shop bis zur Sammlung und dem Verkauf von Daten: Digitale Geschäftsmodelle bieten enorme Potentiale für Unternehmen aller Größen und  Branchen. Wir gehen auf das Business Model Canvas und weitere Formen ein. 

Die Vorteile der Digitalisierung zu erkennen und zu nutzen wird insbesondere für den Mittelstand wichtiger denn je. Dennoch zeigen aktuelle Studien der KfW aus dem vergangenen Jahr, dass zwischen 2014 und 2016 nur ca. 25 Prozent aller deutschen Mittelständler in Digitalisierungsprojekte investiert und damit den digitalen Wandel im Unternehmen voran getrieben haben. Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe meint in diesem Zusammenhang: „Entscheidend dafür, dass die digitale Revolution im deutschen Mittelstand gelingt, und neue Geschäftsmodelle entstehen können, ist vor allem ein zügiger Abbau bestehender Hemmnisse." Dabei bezieht er sich vor allem auf die kleineren Unternehmen, die "noch wenig Vorstellungen davon zu haben [scheinen], welchen Nutzen digitale Technologien für ihr Geschäftsmodell haben können.“

Zudem erkenne man, dass  Unternehmen bisher nur aus der Effizienz-Perspektive heraus agieren und den Blick für viele weitere Chancen im Rahmen des digitalen Wandel aus den Augen verlieren. Dazu zählen beispielsweise die Möglichkeit zur Umstrukturierung auf neue Geschäftsmodelle sowie neue Service- und Produktangebote. Dabei ergeben sich zahlreiche Vorteile, wenn das eigene Geschäftsmodell digital ausgerichtet wird.

Mit dem Business Canvas Modell zum digitalen Geschäftsmodell

Jede erfolgreiche Unternehmensidee basiert in der Regel auf einem funktionierenden Geschäftsmodell, dessen Ziel eine möglichst hohe Reichweite ist. Während bisher viele Gründer oder Umstrukturierer auf den guten alten Business Plan setzten, entwickelt sich mittlerweile das Business Model Canvas (kurz: BMC) zur gefragten Alternative, um ein neues - oder die Veränderung an einem bestehenden Geschäftsmodell - auf seine Tauglichkeit zu testen. 

Dabei hilft das Business Canvas Model, alle wesentlichen Elemente eines Geschäftsmodells in eine skalierbare Form zu rücken, um mögliche Zukunftsperspektiven von Unternehmen zu visualisieren.

In der Regel werden dafür nur eine Mustervorlage des BMC  sowie ein paar Post-its benötigt. Diese werden anschließend mit den ersten Ideen und Anmerkungen bezüglich des Geschäftsmodells versehen und auf die verschiedenen Bereiche des BMC geklebt. Dabei unterscheidet man zwischen 9 verschiedenen Arealen, die einen bedeutenden Einfluss auf den Erfolg des Geschäftsmodells haben:

1. Customer Segments

In diesem Areal geht es darum, dass Sie Ihre Zielgruppe, also die Kunden und User ihres Geschäfts, genau definieren.

2. Value Proposition

In direktem Zusammenhang mit Ihrer Zielgruppe geht es nun darum, das passende Werteversprechen zu entwickeln, um Ihre Kunden auf Basis derer Bedürfnisse, langfristig an Ihr Unternehmen binden zu können.

3. Channels

Im 3. Schritt müssen die richtigen Vertriebs- und Kommunikationskanäle ausgewählt werden.

4. Customer Relationships

Aber auch die Beziehung zum Kunden spielt beim BMC eine entscheidende Rolle, da sie maßgeblich über die langfristige Treue Ihrer User entscheidet. Sie sollten Sich in diesem Zusammenhang also fragen, welche Form der Kundenbeziehung am besten zu Ihrem Geschäftsmodell passt.

5. Revenue Streams

Um ein Geschäft erfolgreich zu machen, müssen Sie natürliche Gewinne erzielen. Deshalb beschäftigt sich das 5. Areal des BMC mit den Einnahmequellen.

6. Key Resources

Jedes Produkt und jeder Service benötigt eine funktionierende Infrastruktur um sich zu einem erfolgreichen Geschäftsmodell entwickeln zu können. Gehen Sie dafür am besten zum 2. Areal Value Propositions zurück und überlegen Sie, welche Ressourcen nötig sind, um das von Ihnen geplante Werteversprechen umsetzen zu können.

7. Key Activities

Im Areal der Key Activities geht es schließlich darum, die Hauptaktivitäten zu definieren, mit denen Sie das Angebot Ihres Produkts oder Ihrer Dienstleistung und damit den zentralen Punkt Ihres Geschäftsmodells überhaupt realisieren können.

8. Key Partners

Nicht immer sind alle Geschäftsideen nur vom Unternehmer selbst abhängig. Für viele Geschäftsmodelle, wie beispielsweise Online Shops, bedarf es Partnern wie z.B. Lieferanten. Daher ist es wichtig, dass Sie vor dem Aufbau Ihres Business auch Ihre Kooperationspartner sowie externe Tätigkeiten genau festlegen.

9. Cost Structure

Zu guter Letzt, sollten Sie sich der Finanzplanung Ihres Geschäftsmodells widmen. Gehen Sie dafür die Areale 1 bis 8 noch einmal durch und bilden Sie anhand Ihrer Überlegungen eine Kostenstruktur.

Anwendungsbeispiele für digitale Geschäftsmodelle

Es gibt viele Möglichkeiten, ein digitales Geschäftsmodell aufzubauen oder ein bestehendes analoges auf digitaler Basis umzustrukturieren. Bekannt sind dabei insbesondere solche auf Basis von E-commerce, Plattformen, der Sammlung und dem Verkauf von Daten durch Subscription, als Freemium- oder On-Demand-Modell. Auf letztere drei möchten wir hier einen etwas genaueren Blick werfen:

Subscription

Das Subscription Modell ist Ihnen sicherlich durch Vorreiter wie Netflix oder Amazon bekannt. Dabei werden Produkte oder Dienstleistungen als Abonnement verkauft. Für den Kunden ergibt sich das Gefühl einer erweiterten Serviceleistung, da dass Produkt dauerhaft zur Verfügung steht und er bei Optimierungen oder Erweiterungen gleichzeitig von seiner Mitgliedschaft profitiert. Für Sie als Unternehmer ergibt sich dabei der Vorteil, dass Sie Ihre Kunden langfristig an das eigene Unternehmen binden können.

Freemium

Wenn Sie Ihr Unternehmen nach dem Freemium Modell ausrichten, bieten Sie Ihren Kunden zunächst eine kostenfreie Basisversion Ihres Produktes an, die Mithilfe einer gebührenpflichtigen Premiumversion, Erweiterung oder einer Werbungsfreien Version erweitert werden kann. Auf Basis dessen Kosten beispielsweise auch Unternehmen wie Spotify oder Xing schnell einen großen Kundenstamm aufbauen. Dabei ist dieses digitale Geschäftsmodelle insbesondere für solche Unternehmen geeignet, die vor allem auf Marketing und Kundendaten setzen und nur geringe Mehrkosten pro zusätzlichem Kunden besitzen.

On-Demand

Beim On-Demand-Modell basieren Sie Ihre Dienstleistung auf dem Zeitprinzip, indem Sie Ihren Kunden einen sofortigen Zugriff, auch als Premiumversion erwerbar, zur Verfügung stellen. Bekannte Beispiele sind hier Amazon Prime oder Uber, die wortwörtlich auf Knopfdruck ihre Leistungen und Produkte gegen Gebühr zur Verfügung stellen.

Fazit

Neue Formen von Service- und Produktangeboten führen zu einer besseren Kunden-Orientierung und -Zufriedenheit und dadurch auch zu einem gesteigerten Wachstum, welches darüber hinaus wiederum die Wettbewerbsfähigkeit von Ihrem Unternehmen signifikant erhöhen kann. Mithilfe der Business Model Canvas können Sie digitale Geschäftsmodelle wie On-Demand oder Freemium Modelle dabei leichter abbilden und  realisieren und ihr Unternehmen an den technologischen Wandel und digitale Trends anpassen.

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