Christian Rampelt ● 2.1.2019

Alte Arbeitswelt oder schon New Work? Begriff und Werte

Der Begriff New Work fasst die Veränderungen in der digitalisierten Arbeitswelt zusammen: ein moderner Führungsstil, agile Arbeitsweisen, die direkte Kommunikation im Team oder neue Recruiting-Tools. Wir klären den Begriff und berichten über Chancen und Hindernisse auf dem Weg zur neuen Arbeitshaltung.

Der „War for Talents“ greift in deutschen Unternehmen um sich. Zwei von drei offenen Stellen können Firmen nicht oder nur schwer besetzen. Vor allem in den sogenannten MINT-Berufen, also bei Stellen im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, ist das Problem bekannt. Personaler stehen daher vor der großen Herausforderung, die besten Mitarbeiter für ihr Unternehmen zu gewinnen. Besonders gefragt sind dabei Digitalisierungsexperten. Denn noch nicht alle sind im digitalen Zeitalter angekommen und auch in Zukunft brauchen Betriebe noch Experten, die ihr Unternehmen auf dem neuesten Stand der Technik halten, um nicht den Anschluss zu verlieren. Gute Bezahlung reicht nicht aus, um die digitalen Köpfe von morgen für das eigene Unternehmen zu begeistern. Viele Arbeitnehmer legen Wert auf soziale Aspekte, die sich unter dem Buzzword New Work bündeln lassen.

New Work: Kein leeres Schlagwort, sondern eine Einstellung

Doch auch wenn der Begriff New Work in aller Munde ist, so herrscht oft noch Ratlosigkeit darüber, was genau darunter zu verstehen ist und wie sich der Ansatz für das eigene Unternehmen am besten umsetzen lässt. Missverständnisse entstehen, wenn Führungskräfte meinen es genüge, ihren Mitarbeitern das neueste technische Equipment zur Verfügung zu stellen, und dann erwarten, sie dadurch auch am Wochenende oder nach Feierabend zu erreichen.

Doch hinter New Work steht vor allem eine Einstellung. Das Grundgerüst für die New-Work-Bewegung schaffte der Sozialphilosoph Frithjof Bergmann bereits in den 1970er Jahren. Er baute das Konzept auf den drei Säulen Freiheit, Selbstständigkeit sowie Teilhabe an der Gemeinschaft auf. Diese Werte gelten auch heute – vielleicht sogar vermehrt – für die moderne Arbeitswelt. Vor allem die heranwachsenden Führungskräfte, die so oft verschriene Generation Y, stellt neue Ansprüche und legt Wert auf Individualität, sowohl privat als auch beruflich. Neue Technologien wie Cloud-Working oder Collaboration-Tools geben Arbeitnehmern alles an die Hand, was sie dafür benötigen, und ermöglichen es ihnen, sowohl zeit- als auch ortsunabhängig zu arbeiten. Dadurch rückt das Ergebnis in den Fokus und nicht das Absitzen eines Acht-Stunden-Tages. Böse Zungen mögen an dieser Stelle behaupten, dass dadurch die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit verschwimmen und Führungskräfte ihre Mitarbeiter indirekt dazu anhalten, Überstunden zu machen. Aber beiderseitiges Vertrauen sowie klare Regeln sind hier der Schlüssel gegen Überforderung und Burn-out.

Der New-Work-Ansatz bricht aber nicht nur mit starren Arbeitszeitmodellen. Auch in Sachen Arbeitsplatzgestaltung bieten sich neue Möglichkeiten. Lounges, um nach einem Meeting abzuschalten, oder Shared Desks für konzentriertes Arbeiten – Mitarbeiter können ihren Arbeitsplatz je nach Aufgabe selbst wählen und damit ihr Potenzial voll ausschöpfen. Am Kickertisch kommt man gerne zusammen und ganz automatisch entstehen dabei auch kreative Ideen und innovative Lösungsansätze.

Flache Hierarchien

Echte New-Work-Vorreiter dürfen aber nicht vor der Managementebene haltmachen, sondern müssen die gesamte interne Organisationsstruktur überdenken. Durch flache Hierarchien übernehmen Mitarbeiter mehr Verantwortung, sodass auch ihre Motivation steigt, das Projekt gelingen zu lassen. Im Team steht die volle Entfaltung der Mitarbeiterpotenziale im Mittelpunkt, da es selbst über seine eigenen Leistungs- und Lernziele entscheiden kann. Vielen Führungskräften fällt es aber schwer, die Zügel aus der Hand zu geben. Dabei spricht das Vertrauen in die Mitarbeiter doch auch für das Vertrauen in das eigene Urteilsvermögen, denn schließlich haben sie den Angestellten aufgrund seiner Qualifikationen ausgesucht. Was für jedes menschliche Miteinander gilt, sollte auch im Beruf nicht vergessen werden: eine offene und ehrliche Kommunikation. Sowohl Kritik als auch Lob darf offen und konstruktiv zur Sprache kommen. Doch jeder neuartige Ansatz fördert auch Nörgler zutage. Sie sprechen bei New Work von einer Ausbeutung der Mitarbeiter und einer falschen Ausrichtung des Unternehmensziels. Es sei schließlich nicht die Aufgabe der Firma, die Arbeitnehmer glücklich zu stellen, sondern den Anforderungen des Kunden zu entsprechen. Doch denken die Kritiker an dieser Stelle zu kurz. Agile Manager wissen: Arbeit verändert sich und Entscheidungen werden immer komplexer. Es zeigt sich nicht als wettbewerbsfördernd, die alleinige Entscheidungsgewalt in einer Person zu ballen, sondern stattdessen mehr Verantwortung auf qualifizierte Mitarbeiter zu verteilen. Unternehmen können damit schneller auf die Bedürfnisse ihres Kunden eingehen und dabei vor allem unabhängig von Zeit und Ort flexibel reagieren. Es stellt sich nicht die Frage, ob Unternehmen entweder den Ansprüchen des Kunden oder denen der Mitarbeiter genügen sollten. Die Zufriedenheit der Mitarbeiter fördert ihre Loyalität und Motivation und erzeugt damit auch bessere Ergebnisse für den Kunden.

3 Dos für den New-Work-Ansatz:

  • Kein Absitzen der Arbeitszeit nach dem Nine-to-Five-Prinzip

  • Offene Kommunikation auf allen Ebenen

  • Flexible Arbeitsplatzgestaltung für jede Art von Aufgabe

Gastbeitrag von Christian Rampelt

Christian Rampelt ist Gründer und Geschäftsführer des auf Headhunting spezialisierten Unternehmens dfind.com, dessen Fokus auf der Vermittlung von Führungskräften, High Potentials sowie Spezialisten im digitalen Bereich liegt. Er gründete die GmbH mit Sitz in Düsseldorf, nachdem er bereits in der Vergangenheit ein führendes Headhunting-Unternehmen im Digitalisierungsmarkt aufgebaut und erfolgreich vermarktet hatte. Das gegenwärtig 20-köpfige Team setzt sich aus Beratern und führungserfahrenen Managern mit interdisziplinärem Hintergrund zusammen. Um die Thematik der Digitalisierung nicht nur marktseitig abzudecken, sondern auch die eigenen internen Prozesse entsprechend zu gestalten, setzt Christian Rampelt in seinem Unternehmen auf New Work und neueste, bislang im europäischen Recruitingmarkt einzigartige Technologien.

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