Manuela Krämer ● 30.6.2020

Bremsen lösen: So klappt es mit dem E-Learning

Die neue E-Learning Plattform wurde erfolgreich eingeführt und das System läuft reibungslos? Anfangs waren Ihre Mitarbeiter begeistert von der neuen Lernmöglichkeit, doch der Erfolg bleibt aus? Dann ist die neue Lernkultur noch nicht im Unternehmensalltag angekommen. Welche Bremsen gibt es noch zu lösen? Finden Sie es heraus!

Super eingeführt, eventuell sogar mit einem Firmen-Event, steht sie nun online: Die neue E-Learning-Plattform, die Weiterbildung mit spannenden Lerneinheiten verspricht. Alle wissen von ihr, jeder hat sein Zugangspasswort erhalten. Herzlichen Glückwunsch, Ihr Unternehmen hat den Sprung zum digitalen Lernen gemacht! Oder nicht?

Unterschätzen Sie niemals die Bremsen, die sich in den meisten Unternehmen befinden. Manchmal sind es mehrere Faktoren, die an unterschiedlichen Stellen gleichzeitig den Wandel hin zu einer neuen, digitalen Lernkultur verlangsamen. Und die meisten sind nicht auf den ersten Blick erkennbar. Das macht das Entfesseln der Lernpotenziale in Unternehmen besonders schwer.

Das Lernpotenzial umfasst, "eine Kompetenz, bei der es nicht allein um das Können von Lernen (Lernfähigkeit), sondern auch und vor allem um das Wollen von Lernen geht. Lernpotenzial umfasst also sowohl kognitive als auch motivationale Dispositionen (skill and will)."
(Dorsch – Lexikon der Psychologie, 19., überarb. Auflage 2020)

Erfolgsfaktor Digitales Lernen: Wie kann man Mitarbeiter nicht nur für E-Learning begeistern, sondern sie auch regelmäßig zum digitalen Lernen bringen?

Indem man das Lernen in den Alltag einfließen lässt, heißt es so schön. Das ist richtig, doch es sagt sich so leicht. Es hilft enorm, wenn man die Umsetzung als Prozess betrachtet, der mit der Implementierung des neuen Lernsystems erst beginnt.

Selbst Mitarbeiter, die digitale Medien besonders aktiv und vielfältig im beruflichen und privaten Leben einsetzen, verwandeln sich nicht unbedingt „über Nacht“ in begeisterte E-Learner. Vielleicht überwog ja sogar bis vor kurzem noch ein überwiegend traditionelles Lernverhalten im Unternehmen? Dann könnte der Schritt hin zu einer neuen Lernkultur noch dauern. Doch das macht nichts, wenn Sie „dran“ bleiben und Ihre Mitarbeiter nachhaltig begleiten.

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Das Leben ist nur selten ein langer, ruhiger Fluss, im Gegenteil: Nicht nur in Krisenzeiten – aber hier besonders – erfahren wir, dass unsere Pläne und unser eigenes Verhalten regelmäßig überdacht und möglicherweise geändert werden müssen. Die interne Weiterbildungsstrategie muss wiederum zum Menschen passen, nicht umgekehrt.

Was bedeutet das für Sie? Damit Ihre neue Lernstrategie „in Schwung“ kommt, hilft es nicht, einfach aufs Gaspedal zu treten und weiterzumachen, wie bisher. Was auch immer Ihre Mitarbeiter noch vom selbstbestimmten Lernen abhält: Keine Sorge, oft reichen kleine Nachbesserungen aus.

Drei häufige Bremsen für E-Learning in Unternehmen:

1. Die neue E-Learning-Plattform wird begeistert genutzt, doch leider von zu wenigen Mitarbeitern?

Es sind immer die gleichen Mitarbeiter, die sich mit den Angeboten auf Ihrer Lernplattform beschäftigen? Vielleicht erkennen noch zu wenige die Chancen und Möglichkeiten der Online-Weiterbildung für sich persönlich? Oder sie trauen sich noch nicht? In diesem Fall könnte ein bisschen Unterstützung helfen.

  • Wer sind die aktiven E-Learner in Ihrem Unternehmen?

  • Welche Inhalte (Themen und Tools) bevorzugen die „Vorreiter“?

  • Was sind ihre ersten Erfahrungen, Lernfortschritte oder Anregungen?

Veröffentlichen Sie die First-User-Erlebnisse für die anderen Mitarbeiter. Zeigen, visualisieren, feiern Sie Teilerfolge, wie bei anderen Projekten auch. Wie? Am besten passend zur eigenen Lernplattform und Weiterbildungsstrategie.

2. Nach dem Anfangs-Hype hat das digitale Lernen bei den meisten wieder abgenommen?

Wenn die Begeisterung für das Neue „verpufft“ ist, konnte noch keine neue Lernkultur herbeigeführt werden. Und das passiert häufiger als viele denken.
Ein Beispiel: Wer von Kollegen belächelt wird, wenn er sich zu „Wertschätzend agieren“ oder „New Work“ am PC oder Laptop zwischendurch weiterbildet, wird dies nicht mehr lange fortsetzen. Jedenfalls nicht in dem Maße, wie ursprünglich geplant.

  • Womöglich wird die neue, digitale Lernkultur von der Führungskraft selbst nicht genügend vorgelebt und unterstützt?

  • Wird das Lernen am Arbeitsplatz eventuell nicht gerne gesehen?

  • Oder es ist einfach zu wenig Lernzeit im Arbeitsalltag dieses Bereichs eingeplant?

Um das Lernen mit attraktiven, multimedialen Lern-Nuggets dauerhaft „anzukurbeln“, fehlt es eventuell noch an ein paar weiteren Rahmenbedingungen. Ob das mehr Akzeptanz oder mehr Flexibilität bedeutet, muss untersucht werden.

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3. Die Zugriffe auf Ihre E-Learning-Plattform sind in einem Segment oder Bereich besonders niedrig?

Manchmal nutzt gleich eine gesamte Abteilung oder ein bestimmter Bereich die E-Learning-Plattform auffällig wenig, obwohl die Mitarbeiter digitale Medien aktiv nutzen und offen für Neues sind. Dann wird das Lernpotenzial unter Umständen von mangelnden Möglichkeiten oder fehlenden Schlüsselkompetenzen ausgebremst.

Vor allem Mitarbeiter in der Fertigung, Produktion oder im Außendienst haben es vergleichsweise schwerer, E-Learning während der Arbeitszeit zu nutzen, als ihre Kollegen im Büro. Vielleicht werden allgemein in bestimmten Bereichen noch sehr wenige digitale Endgeräte eingesetzt? Anders sieht das im Marketing oder im Einkauf aus, denn hier gehört das Arbeiten an digitalen Endgeräten schon lang zum Arbeitsalltag.

Wenn ein Bereich kaum PC, Laptop, Smartphone oder Tablet im Arbeitsalltag einsetzt, wie soll hier eine digitale Lernkultur eingeführt werden? Zentrale Frage wäre hier: Was fehlt – außer der Motivation – noch zum erfolgreichen E-Learning?

  • Muss der Zugang zur digitalen Lernplattform noch erleichtert werden?

  • Welche zusätzlichen Schlüsselkompetenzen benötigen die Mitarbeiter?

  • Welche E-Learning-Inhalte kann man für diesen Bereich besonders attraktiv hervorheben?

  • Braucht es eventuell Hilfe aus einem anderen Bereich?

Fazit:

Ungenutztes Lernpotenzial bedeutet meist, dass etwas im Umfeld der Lernenden noch nicht passt. Das muss es aber, wenn die Mitarbeiter mehr Verantwortung für Ihr Lernen übernehmen sollen.

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