Design Thinking ist eine moderne Kreativitätstechnik zur Ideenfindung und Problemlösung. Ziel dieser agilen Methode ist es, Innovationen zu entwickeln und sich dabei stark an den Bedürfnissen des Nutzers zu orientieren. Wir fassen die Herkunft, den Prozess und das zugehörige Mindset zusammen.
Der Begriff Design Thinking beschreibt sowohl einen innovativen Denkansatz zur Förderung kreativer Ideen als auch eine agile Methode zur Entwicklung neuer Produkte oder Geschäftsfelder im Unternehmen. Zusammengefasst spricht man dann vom Design Thinking Prozess. Dabei geht es um eine neue mentale Einstellung und die Art und Weise, Probleme anders als bisher zu lösen, die Welt zu betrachten und Innovationen zu entwickeln. Gerade jetzt in Zeiten der digitalen Transformation, der Umstrukturierung vieler Arbeitsbereiche und dem Vormarsch künstlicher Intelligenz wird dieser kreativen Technik eine wichtige Rolle zuteil.
Als Vater der Design Thinking Theorie gilt der Amerikaner David Kelley, Gründer der Innovationsberatung und Design-Agentur IDEO und Professor an der Stanford University. Gemeinsam mit seinen Kollegen Terry Winograd und Larry Leifer trug er bereits in den 80er und 90er Jahren maßgeblich zur Entwicklung und Verbreitung dieser auf Design-Elementen basierenden Methode bei. Den Weg aus dem Silicon Valley nach Deutschland fand die Kreativitätstechnik dann spätestens im Jahr 2007, seit die Technik erstmals am Hasso Plattner Institut of Desgin gelehrt wurde. Inzwischen erfreut sich die (agile) Vorgehensweise des Design Thinkings in den Abteilungen vieler großer und kleiner Unternehmen wachsender Beliebtheit – nicht zuletzt aus dem Grund, da sie völlig branchen- und themenunabhängig angewendet werden kann.
Der gesamte Prozess lebt vom freien, kreativen und innovativen Denken eines jeden Teilnehmers - unabhängig von beruflicher Position, Erfahrung, Alter oder Abteilung. Design Thinking-Teams sind gerade deshalb keine Expertenrunden, im Gegenteil. Unterschiedliche fachliche Hintergründe und Funktionen sowie die Offenheit gegenüber anderer Sicht- und Denkweisen sind das Fundament der kreativen Arbeitskultur. Idealerweise sollte das Team also so bunt und vielfältig wie möglich zusammengesetzt werden. Gerade dann eröffnet sich dem Moderator, dem Workshop-Initiator oder Team-/Abteilungs-Leiter die Chance, viele unterschiedliche Sichtweisen zu sammeln und zu überdenken.
Der Moderator muss keine seitenlangen Workshop-Anleitungen studieren, denn ein großer Vorteil dieser kreativen Methode ist das Fehlen jeglicher Regeln oder bestimmter Erwartungen. Alles, was ein erfolgreicher Design Thinker benötigt ist eine Arbeitsumgebung, die kreativen Gedankenaustausch ermöglicht und idealerweise fördert. Knapp zusammengefasst braucht Design Thinking viel Licht, Luft und Platz – und natürlich viele ambitionierte Teilnehmer.
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Die Grundlage für erfolgreiches Design Thinking bildet das agile Mindset. Dieses beinhaltet Elemente wie Transparenz, Visualisierung, Iteration, Austesten, Optimismus, Mut oder eine neue Fehler-Mentalität, frei dem Motto „Fail often, fail early“. Wer seinen Gedanken freien Lauf lässt, kann auch mal die eine oder andere Fehlentscheidung treffen. Wobei das Wort „Fehler“ hier an sich schon die falsche Bezeichnung ist. Denn jede Fehlentscheidung, wenn sie frühzeitig erkannt wird, kann ein Gewinn für das Fortschreiten des Innovationsprozesses sein.
In einer agilen Haltung zu arbeiten, bedeutet, flexibel und initiativ zu agieren, um sich an mögliche Veränderungen schnell anzupassen. So kann man auch besser auf die unterschiedlichen – und sich womöglich während des Entwicklungsprozesses ändernden - Bedürfnisse des Kunden eingehen und diesen früher und besser zufriedenstellen. Agile Unternehmen sind generell weniger auf sich selbst fokussiert und richten die Unternehmens-Strategie am Kunden aus. Oberste Priorität hat die Maximierung des Kundennutzens – ein Aspekt, der auch im Design Thinking Prozess eine essenzielle Rolle spielt.
Kurz zusammengefasst durchläuft der Design Thinking Prozess üblicherweise insgesamt sechs Schritte. Die ersten drei davon – das Verstehen, Beobachten und die Synthese – beschreiben die Ausgangslage oder auch das „Problem“. Hier wird der Fokus auf die Probleme und Bedürfnisse der Kunden (Personas) gelegt. Diese werden zunächst erörtert und in der Synthese-Phase zusammengefasst. Erst nach ausreichender Beleuchtung dieses „Problemraums“, startet man in den „Lösungsraum“ und beginnt, Ideen zu sammeln und passende Lösungsmöglichkeiten für den Kunden zu entwickeln. In den letzten beiden Schritten wird ein Prototyp erstellt und getestet.
Phase: Verstehen – Beobachten – Synthese
Phase: Ideen-Findung – Prototypt entwickeln – Testen
Im Design-Thinking-Prozess findet in jedem Schritt eine divergierende, eine (Ideen) sammelnde und entwickelnde Phase statt. Auf sie folgt dann eine konvergierende, das heißt eine bewertende und fokussierende Phase.
Ganz am Anfang jedes Workshops steht die Design Challenge. Das Team definiert eine Frage oder beschreibt eine bestimmte Ausgangslage, für die eine Idee oder Lösung entwickelt werden soll. Die Design Challenge kann im Laufe des Prozesses angepasst und verfeinert werden. Beim Start geht es darum, die Frage an sich möglichst praxisnah und offen zu formulieren, ohne im kreativen Brainstorming eingeschränkt zu werden.
Die Frage “How might we?” / “Wie könnten wir…?“ führt beispielsweise durch eine positive und offene Einstellung zur Generierung von Ideen, ohne bereits eine feste Lösung vorzugeben.
Ganz klar im Vordergrund steht während dieses Vorgangs des Verstehens und Beobachtens der Endverbraucher, Anwender oder auch Nutzer, die sogenannte Persona. Unter Personas versteht man Nutzermodelle, die Personen in ihren Merkmalen charakterisieren und zu einer (Ziel-)Gruppe zusammenfassen.
Design Thinking will das Verständnis für die Situation derer fördern. Warum hat der Kunde ein Problem in dieser Situation oder in diesem Kontext? Um sich besser auf die Nutzer einzustellen, gibt es einige hilfreiche Tools. Da könnte es sich beispielsweise anbieten, den Moment einer Dienstleistung nachzustellen. Ziel dieses Prozesses ist es, Empathie für den Kunden in einem bestimmten Moment zu entwickeln und neue Ideen zu generieren. Empathie bezeichnet die Fähigkeit, Gefühle, Gedanken und Motive anderer Menschen zu erkennen und nachzuempfinden. Auch Visualisierungen oder Skizzen können extrem hilfreich sein, um möglichst viele Informationen zur Persona zu erhalten.
In der Synthesephase, werden alle Infos aus „Verstehen“ und „Beobachten“ zusammengefasst.
Phase der Ideen-Findung
Danach beginnt der eigentliche Kreativitätsprozess. Zunächst geht es um das Sammeln vieler, unterschiedlicher Ideen, die gerne zu Beginn "verrückt" erscheinen dürfen. Ganz nach dem Motto: Einfach mal ausprobieren. Erst im Anschluss beginnt die Aussortierung: Was ist (technologisch) umsetzbar, was kann realistisch (und wirtschaftlich) gesehen auch erreicht werden? Was bringt den gewünschten Erfolg, die „Verbesserung“ für den Geschäftsprozess oder das anvisierte Endprodukt?
Phase des Prototypen
Dann gilt es, für das Austesten dieser Ideen geeignete Prototypen zu entwickeln. Ein Prototyp ist ein funktionsfähiges, vereinfachtes Versuchsmodell eines geplanten Produktes und kann verschiedenste Formen annehmen. Der Prototyp ist nicht ausgereift und bewusst nur eine Annäherung, der lediglich äußerlich oder rudimentär einem geplanten Produkt entspricht.
Endphase: Der Test
Im letzten Schritt geht es ans Testen des Prototypen unter realen Bedingungen und idealerweise mit realen Nutzern. Liefert das Produkt oder die Idee auch den gewünschten Mehrwert? Bei Unklarheiten kann im Design Thinking-Prozess womöglich nochmal eine Phase zurückgespult werden – falls das sinnvoll erscheint.
Am Ende jedes Workshops empfiehlt es sich, auf dessen Verlauf nochmals einzugehen: Eine Methode zur Strukturierung von Feedback am Ende des Design Thinkings ist I like - I whish - what if: Jeder Teilnehmer sagt (genau) drei Sätze, die alle mit denselben Worten beginnen: „Ich mag…“, „Ich wünsche mir…“, „Wie wäre es, wenn…“.
Zusammengefasst sollte das Ergebnis eines Design Thinking Prozesses in der Regel eine Innovation oder zumindest eine Optimierung beziehungsweise Steigerung der Effizienz bestehender Produkte oder Vorgehensweisen darstellen.