Fachkräftemangel, Digitalisierung und demografischer Wandel stellen Unternehmen zunehmend vor das Dilemma, offene Stellen schnell und vor allem mit qualifiziertem Personal zu besetzen. Der Aufbau eines Talentpools kann diesem Problem effektiv entgegenwirken.
Mit zunehmender Digitalisierung sowie immer mehr Flexibilität und Mobilität, auch in Bezug auf die Nutzung verschiedener Kommunikationskanäle, steht der Prozess des Recruitings von Unternehmen längst vor einer großen Wende. Verschiedene aktuelle Studien legen dar, dass zwischen 75 bis 90 Prozent aller Unternehmen Schwierigkeiten haben, offene Stellen mit geeignetem Personal zu besetzen. Dementsprechend gewinnt die Rekrutierung neuer Talente zunehmend an Bedeutung. Während vor einigen Jahren noch allein ein ausgefeiltes Employer Branding ausreichte, um potentielle Kandidaten vom eigenen Unternehmen zu überzeugen, müssen Arbeitgeber nun deutlich mehr Eigeninitiative ergreifen. Denn qualifizierte Arbeitskräfte und Young Professionals sind längst nicht mehr so einfach über traditionelle Wege zu erreichen. Für viele Unternehmen hat sich dabei der Aufbau eines Talentpools als echte Chance herausgestellt, um die oftmals lange „Time to Hire“ deutlich zu reduzieren. Doch was genau ist ein Talentpool und welche Vorteile kann er dem einstellenden Personaler bieten?
Der Begriff „Talentpool“ beschreibt den organisatorischen Aufbau sowie die Verwaltung einer Datenbank mit gespeicherten Profilen bestehender und potentieller, für das Unternehmen interessanter, Kandidaten.
Der Talentpool wird dabei als eine Art Talentreserve genutzt und als Hilfsmittel zur Besetzung offener Vakanzen herangezogen. Zu einem Talentpool werden in der Regel Profile unterschiedlicher Herkunft gezählt. So finden sich hier meist nicht nur die eigene Belegschaft sowie unternehmensinteressierte Kandidaten, sondern auch sogenannte Second-Best-Bewerber, Empfehlungen durch eigene Mitarbeiter und teilweise sogar die Profile ehemaliger Arbeitnehmer. Personaler oder Personalberater haben dabei mittels einer geeigneten Software so zunächst die Möglichkeit, effizient und schnell im eigenen Talentpool nach geeigneten Kandidaten zu suchen, statt unmittelbar aufwendige Stellenausschreibungen nach außen zu publizieren. Oftmals reicht es dabei die nötigen Kompetenzen für eine Stelle einzugeben, sodass das Programm auf Basis dieser Informationen eine Liste geeigneter Talente bereitstellt.
Damit hat sich der Aufbau eines Talentpools mittlerweile zu einem wichtigen Tool vieler Personalabteilungen in Unternehmen entwickelt. So lassen sich Active Sourcing sowie die gezielte Personalentwicklung erheblich optimieren und erleichtern.
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Die Einleitung nötiger Recruiting Maßnahmen ist häufig nicht nur sehr kosten-, sondern auch sehr zeitintensiv, wodurch Personaler häufig für längere Intervalle von der Bearbeitung anderer Aufgaben abgehalten werden. Der Talentpool hingegen kann nicht nur die Ausgaben für teure Stellenausschreibungen verringern, sondern auch die „Time to Hire“ reduzieren, da passende Talente für offene Stellen meist mit wenigen Mausklicks gefunden werden können. Zusätzlich erübrigen sich aufwendige Bewerbungsverfahren, weil potentielle Kandidaten direkt über interne Kanäle angesprochen werden können. Personalentscheidungen können also effizienter getroffen und unterbreitete Angebote dadurch in der Regel schneller verhandelt werden.
Die Implementierung eines Talentpools beschreibt eine sehr kandidatenorientierte Recruiting Maßnahme. Schließlich wird potentiellen Kandidaten, und auch solchen, die in der Vergangenheit für eine andere Stelle nicht in Frage kamen, in gewisser Weise Respekt gezollt, während sie gleichzeitig an das Unternehmen gebunden werden. Dies vermittelt oft einen langfristig positiven Eindruck beim Talent selbst, wodurch sich für das Unternehmen ein echter Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz ergeben kann. Des Weiteren entsteht durch diese enge Beziehung zum Bewerber, sowie die regelmäßige Kommunikation, ein Vertrauensverhältnis, wodurch es letztendlich durch das fortbestehende Interesse des Kandidaten oftmals leichter fällt, eine offene Vakanz neu zu besetzen.
Darüber hinaus ergeben sich zusätzlich noch weitere Vorteile. So hat das Unternehmen beispielsweise stets die eigene Zielgruppe an potentiellen Kandidaten zur Besetzung freier Stellen im Blick. Denn nur solche Bewerber, die sich auch nach vorheriger Ablehnung für eine andere Jobausschreibung in den Talentpool aufnehmen lassen, zeugen von echtem Interesse und Verbundenheit gegenüber dem Unternehmen. Somit bietet der Talentpool womöglich die einzige Option, auch Second-Best-Kandidaten langfristig ans Unternehmen zu knüpfen. Dadurch sind diese bei Bedarf in der Regel zeitnah zu gewinnen und bringen gleichzeitig eine vergleichsweise hohe Motivation mit. Allein durch diese Maßnahme bietet ein Talentpool also auch den Mehrwert, dass Recruiting Prozesse nicht jedes Mal bei null gestartet werden müssen, wodurch die Personalabteilung stark entlastet werden kann. Zusätzlich ergeben sich Zeit- und Arbeitsersparnisse durch die Möglichkeit der vorherigen Auswahl, sodass letztendlich, anhand der in der Datenbank gespeicherten Informationen, wirklich nur geeignete Kandidaten für eine Stelle angesprochen werden. Dadurch sinkt wiederum die Gefahr einer falschen Bewerberauswahl.
Dies wirkt sich schlussendlich auch positiv auf den Mitarbeiter selbst aus, da die offene Stelle genau seinen Kompetenzen und Fähigkeiten entspricht, wodurch die allgemeine Zufriedenheit am Arbeitsplatz deutlich verstärkt werden kann. Im Umkehrschluss hat dies auch meist noch den Vorteil, dass das Employer Branding eines Unternehmens vielversprechend beeinflusst wird, da neben dem Wohlbefinden auch die Kommunikation zum Talent kontinuierlich gefördert wird. Dem Kandidaten werden so wichtige und heutzutage auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragte Werte vermittelt, die beim Aufbau einer Arbeitgebermarke einen wichtigen Beitrag leisten.
Der Aufbau eines Talentpools als Maßnahme zur Verwaltung von Talentreserven hat sich zu einem hilfreichen Recruiting Instrument bei der effizienten Besetzung offener Stellen entwickelt. Unternehmen profitieren dabei nicht nur von wegfallenden Kosten durch verkürzte Bewerbungsprozesse, sondern können zusätzlich auch die allgemeine „Time to Hire“ erheblich verringern, wodurch freie Vakanzen nicht mehr langfristig unbesetzt bleiben. Gleichzeitig sinkt das Risiko unqualifizierte Bewerber einzustellen, da mittels einer geeigneten Software bereits vor Ansprache potentieller Kandidaten eine automatische Vorauswahl auf Basis der benötigten Kompetenzen vom Programm getroffen wird. Zusätzlich fördern Unternehmen mit einem integrierten Talentpool die eigene Kommunikation zu sogenannten stillen Bewerbern, wodurch auch das Employer Branding auf lange Sicht positiv beeinflusst werden kann.
Vom Blickwinkel der Kandidaten im Talentpool aus gesehen, kann dabei auch die eigene Entwicklung im Unternehmen erheblich gefördert und optimiert werden, da offene Stellen nicht sofort für die Allgemeinheit ausgeschrieben werden, sondern zunächst intern nach geeigneten Talenten gesucht wird. Dadurch steigt für viele die Chance, die Karriereleiter schneller und auf Basis besserer Angebote erklimmen zu können.