Dominic Lindner ● 9.8.2019
Stress adé! Tipps für mehr Gelassenheit am Arbeitsplatz
Auch wenn die Arbeitswelt 4.0 mit vielen technischen Hilfsmitteln und Erleichterungen lockt, so bringt sie gleichzeitig neue Leistungsanforderungen mit sich. Die Folge: Das Stresslevel steigt. Doch das muss nicht sein! Wir geben Tipps für mehr Gelassenheit am Arbeitsplatz.
Stress gehört für viele Beschäftigte genauso zum Arbeitsalltag wie der allmorgendliche Wecker, der einen viel zu früh aus dem Schlaf reißt. Dabei ist es für die Produktivität und die Gesundheit eines jeden Mitarbeiters wichtig, neben Stressphasen auch Raum für Erholung und Kreativität zuzulassen. Dieser Artikel befasst sich daher nicht nur mit den Nebenwirkungen der schönen neuen Arbeitswelt, sondern gibt auch vier Tipps, wie Sie selbst den Pfad zu mehr Gelassenheit im Berufsleben finden können.
Die neue Arbeitswelt, die meist mit dem Begriff Arbeit 4.0 umschrieben wird, bringt nicht nur jede Menge neue technische Tools mit sich, sondern auch viele neue Anforderungen. Arbeitnehmer müssen sich nicht nur zunehmend mit neuen Programmen und Systemen auseinandersetzen, sondern sich zusätzlich auch noch einen neuen, eigenen Platz in einer Welt voller Roboter, Datenbrillen und hochintelligenter Computerprogramme suchen, indem sie nicht als vergleichsweise ertragsarme Arbeitskraft untergehen. Diese neuen Hindernisse und Ansprüche erzeugen bei vielen Beschäftigten einen zusätzlichen Druck in einem häufig bereits stark von Stress geprägtem Arbeitsalltag. Spaß bei der Arbeit, Zufrieden- und vor allem Gelassenheit entwickeln sich für viele zunehmend zu Fremdwörtern. Stetig wachsende Zielvorgaben sowie der Druck, sich gleichzeitig beweisen zu können und die Karriereleiter immer schneller emporzusteigen, bilden für viele Beschäftigte den Mittelpunkt der täglichen Arbeit. Der gleichzeitig ständig steigende Zeitdruck und das Streben nach Perfektion führen dabei zu einem Teufelskreis aus Stress, Frustration und Enttäuschung und belasten schließlich auch die Seele. Nur die wenigsten Menschen sind diesen Erwartungen auf Dauer gewachsen und bezahlen dafür nicht selten mit der eigenen Gesundheit.
Nebenwirkungen der schönen neuen Arbeitswelt
Auch wenn in der heutigen Zeit und im Rahmen von Arbeit 4.0 häufig Selbstverantwortung, Selbstorganisation und die Chance zur Selbstverwirklichung gepredigt werden, so steigt dennoch gleichzeitig die Rate von Burn-out-Kranken. Aktuelle Studien, wie die der TK Krankenkasse zeigen, dass größere Freiheit unter falschen Arbeitsbedingungen nicht zu mehr Effizienz führt. Stattdessen bringt die Untersuchung hervor, dass durchschnittlich 20 Prozent der Fehltage auf massive psychische Probleme wie Depressionen, Angst- und Belastungsstörungen zurückzuführen sind. Neue technologische Tools und Gadgets bedürfen also des richtigen Einsatzes, um Arbeitskräfte dauerhaft zu motivieren und bei der Selbstverwirklichung zu unterstützen.
Andere Studien, wie die der Organisations- und Personalberatung Korn Ferry, zeigen zudem, dass das Gefühl von Stress und Druck am Arbeitsplatz heute deutlich höher ist als noch vor fünf Jahren. Neben Problemen mit dem Chef haben dabei auch die ständige Transformation der neuen digitalen Arbeitswelt, sowie die damit verbundenen Veränderungen, einen enormen Einfluss auf das Wohlbefinden und das Stresslevel der Belegschaft. So führen die neu entstandenen Anforderungen für knapp 70 Prozent der Befragten zu erheblichen Schlafproblemen und mehr als dreiviertel gibt an, dass der Stress sich schlecht auf die Work-Life-Balance auswirkt und damit das Privatleben negativ beeinflusst.
16 Prozent gaben sogar an, dass sie bereits mehrfach den Job gewechselt haben, um dem Teufelskreis aus Stress und Unzufriedenheit zu entkommen.
Diese negativen Aspekte haben darüber hinaus einen großen Einfluss auf die Produktivität der Mitarbeiter, die nach eigenen Angaben durch zu wenig Gelassenheit und zu viel Stress innerhalb der neuen Arbeitswelt 4.0 erheblich leidet. Innerhalb der Studie der TKK gaben dabei über 60 Prozent der Befragten an, häufig oder manchmal unter Stress zu sein, wovon ersteres den Hauptteil darstellt.
Die Studie des Personaldienstleisters Manpower zu dem Thema „Karriereziele 2016“ fand in diesem Zusammenhang heraus, dass sich immer mehr Beschäftigte diesen neuen Anforderungen sowie dem erhöhten Stresslevel nicht mehr ungeachtet ausliefern lassen wollen. Stattdessen planten ein Drittel der Befragten, sich aktiv um mehr Gelassenheit im Job zu bemühen, ganz egal ob durch einen Jobwechsel, mehr Effizienz oder durch das Verändern der eigenen Arbeitsweise. Letzteres können Sie zusätzlich mit den folgenden vier Tipps erfolgreich selbst in die Hand nehmen.
4 Tipps für weniger Stress und mehr Gelassenheit am Arbeitsplatz
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Sie den Stress am Arbeitsplatz reduzieren und mehr innerliche Gelassenheit fördern können. Manche davon sind nur durch gute Arbeitsbedingungen möglich, andere wiederum haben Sie selbst in der Hand.
1. Tipp: Mehr Selbstbewusstsein
Das eigene Selbstbewusstsein zu stärken, kann eine Menge dazu beitragen, auch am Arbeitsplatz gelassener zu werden. Insbesondere im Hinblick auf die Digitalisierung, kann der Austausch manueller Aufgaben durch nun automatisierte Prozesse zu einem verringerten Selbstwertgefühl führen. Umso wichtiger ist daher der Aufbau von Vertrauen in sich selbst und die eigenen Fähigkeiten geworden. Schließlich kann es Ihnen dabei helfen, sich von den eigenen Erwartungen, aber auch denen anderer nicht zu stark unter Druck setzen zu lassen. Stattdessen kennen Sie Ihren eigenen Wert und können Ihre Leistungen selbst objektiv bewerten. Fehler zu machen ist für Sie keine lähmende Angst mehr.
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Zudem sind Sie sich so Ihrer Stärken und Schwächen besser bewusst und wissen diese richtig einzusetzen bzw. woran Sie noch arbeiten sollten. Und auch Kritik und Rückschläge können Ihnen keinen seelischen Tiefschlag versetzen, da Sie diese sachlich annehmen können, statt etwas Persönliches hinein zu interpretieren.
2. Tipp: Eine bessere Organisation - selbstbestimmtes Arbeiten & Lernen
Stress am Arbeitsplatz wird auch durch eine chaotische Arbeitsweise hervorgerufen. Wenn Sie nie so genau wissen, welche Aufgaben als nächstes erledigt werden müssen oder wie weit Sie in einem Projekt wirklich sind, wird Sie dies unnötig unter Druck setzen. Besonders im Bereich digitalisierter Prozesse verlieren viele Angestellte schnell den Überblick oder fühlen sich durch die vielen Neuerungen oder geänderten Tasks in ihrer Arbeit beschränkt. Hierbei ist es oftmals hilfreich, der Idee agiler Methoden zu folgen und den Weg von selbstbestimmter Organisation einzuschlagen.
Die Digitalisierung fordert nicht selten, Neues zu Lernen und seine bisherigen Aufgaben neu zu strukturieren und zu planen. Selbstbestimmtes Lernen und Arbeiten kann hier dazu beitragen, dass Sie entspannter und gelassener am Arbeitsplatz agieren. Im Zuge dessen ist es daher sinnvoll, regelmäßig To-Do-Listen anzulegen und einen Kalender oder Ablaufplan zu führen. Dabei können Sie sich sogar technologische Tools, wie Mobile Apps (z.B. Trello und Co.) zu Nutze machen. So haben Sie nicht nur stets einen Überblick, sondern können sich auch selbst Grenzen setzen, um nicht in einen Kreislauf voller Stress und Überarbeitung zu verfallen. Dies wird mit großer Wahrscheinlichkeit auch Ihrer Work-Life-Balance zu Gute kommen, da Sie auf diese Weise leichter mit Aufgaben abschließen können, statt diese gedanklich auch nach Hause zu tragen.
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Allerdings sollten Sie bei alldem natürlich beachten, einen realistischen Zeitplan zu erstellen, der Sie nicht unter zusätzlichen Druck setzt. Oftmals ist es dabei auch hilfreich, kleine Pufferzeiten einzubauen, damit Sie auch dann ruhig und gelassen bleiben können, wenn etwas mal nicht genau nach Plan läuft. Listen oder Zeitpläne abzuarbeiten und jedes Mal eine Aufgabe abzuhaken, gibt Ihnen zudem das Gefühl etwas geleistet und erreicht zu haben, sodass Sie auch insgesamt zufriedener mit Ihrer Arbeitsweise werden.
3. Tipp: Offene Kommunikation und Transparenz der Arbeitsabläufe
Stress wird in der Regel dadurch hervorgerufen, wie Sie selbst auf bestimmte Situationen reagieren. In vielen Fällen ist es allerdings nicht einfach, immer entspannt und gelassen zu bleiben. So zum Beispiel, wenn es zu Konflikten am Arbeitsplatz kommt, die das Arbeitsklima negativ beeinflussen. Aber auch wenn es zum Zeitpunkt des Geschehens nicht immer leicht ist, Herr der eigenen Gefühle zu bleiben, so müssen Sie dennoch nicht die Flinte ins Korn werfen. Denn auch das ist menschlich. Dennoch können sich langanhaltender Missmut, Groll und Verdruss zu Stressoren entwickeln.
Um diesen Faktoren entgegen zu wirken, ist es von Vorteil, eine offene Kommunikation sowie Transparenz bei den Arbeitsabläufen an den Tag zu legen. Die Nutzung technologischer Tools und die Einführung agiler Methoden versprechen viele Vorteile. Gleichzeitig reagiert aber nicht jeder auf diese Menge an Veränderungen mit dem gleichen Enthusiasmus. Unzufriedenheit und Überforderung können daher genauso zum digitalisierten Arbeitsalltag gehören wie Spaß und Freude an der Einführung arbeitserleichternder Strukturen und Prozesse. Je mehr Sie jedoch Ihre Gefühle gegenüber Ihren Aufgaben und der Bewältigung dieser aussprechen, desto besser können Kollegen und auch Ihr Vorgesetzter Ihnen bei der Digitalisierung zur Seite stehen. Zusätzlich kann Ihnen die Transparenz bei den Arbeitsabläufen, wie z.B. durch die Nutzung von Kanban basierten Methoden, einen Mehrwert im Team geben. So wissen Sie zu jederzeit an welcher Aufgabe welcher Kollege arbeitet und umgekehrt. Sie finden schneller passende Ansprechpartner oder werden nur von den Kollegen in Ihrer Arbeit unterbrochen, die Sie wirklich als Kontaktperson benötigen. Das macht Ihre Arbeitsweise nicht nur entspannter, sondern ermöglicht Ihnen gleichzeitig meist auch eine enorme Zeitersparnis.
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4. Tipp: Angst loslassen - Fehler zulassen
Oftmals ist Stress aber auch das Resultat aus versteckten Ängsten. Vielleicht fürchten Sie im Vergleich zu einem Kollegen nicht genügend zu leisten oder Sie haben Angst im Zuge der digitalisierten Veränderungen Fehler im Job zu begehen. All diese Gedanken stehen allerdings einer gelassenen Arbeitsweise im Weg. Die Angst vor dem Versagen oder dem Verlust des Jobs ist dabei für viele ein lähmendes Gefühl und kann ein echtes Hindernis bei der Qualität Ihrer Leistungen darstellen.
Stattdessen ist es oft ein guter Weg, sich mit seinen Ängsten auseinanderzusetzen und sich zu fragen, wo diese herkommen und ob sie wirklich begründet sind. Gerade dann, wenn Ihnen die durch die Digitalisierung hervorgerufenen Veränderungen Kopfschmerzen bereiten, sollten Sie sich mit genau diesem Problem auseinandersetzen. Insbesondere wenn Sie bisher eher wenig Erfahrung mit technologischen Tools und agilen Methoden haben und dieser Change völliges Neuland für Sie bedeutet, sollten Sie bereit sein, Fehler zuzulassen. Misserfolge werden heutzutage oftmals nur negativ assoziiert – das muss aber nicht sein. Denn solange Sie aus Ihren Fehlern lernen und bereit sind, sich auf die Veränderungen einzulassen, gewinnen Sie die Möglichkeit das volle Potenzial und alle Chancen der Revolution durch Arbeit 4.0 auszunutzen. Und je mehr Routine und Verständnis Sie dabei für die neuen Konzepte und Strukturen erlangen, desto kleiner wird Ihre Angst zu versagen, während gleichzeitig das Gefühl von Gelassenheit an Stärke gewinnt.