Antonia Laier ● 9.10.2019
Das agile Mindset: Was wir von Startups lernen können
Vereinfachte Prozesse, flache Hierarchien, eine learning-by-doing-Mentalität und kurze Feedback-Zyklen - viele typische Startup-Faktoren finden sich auch in den Grundprinzipien agiler Methoden wieder. Mit einfachen Tipps verspüren Sie den dynamischen und jugendlichen Flair bald auch in Ihrem Team!Laut aktuellem Startup-Report des Digitalverbands bitkom kooperieren acht von zehn Startups bereits erfolgreich mit etablierten Unternehmen (zur Stichprobe wurden 302 IT- und Internet-Startups in Deutschland ausgewählt). Was sagt uns das? Während Newcomer auf dem Arbeitsmarkt von der wertvollen Erfahrung und finanziellen Unterstützung der „alten Hasen“ profitieren, können diese wiederum von der frischen, agilen Denke der zumeist jungen Gründer lernen. Im Zuge der Digitalisierung – ein fließender Prozess, der sämtliche Bereiche des Privat- und Berufslebens beeinflusst – werden oft Begriffe wie Scrum oder, passend zu unserem Blog-Beitrag, Lean Startup genannt.
In wenigen Worten zusammengefasst geht es darum, mithilfe moderner Tools und einer neuen, vom Innovations-Gedanken angetriebenen Grundeinstellung schneller und flexibler auf sich verändernde Anforderungen am Markt reagieren zu können. Traditionelle Unternehmen bleiben oft alten, bewährten Schemata treu, statt sich etwas agiler aufzustellen. Doch der „Wandel“ kann ganz einfach vonstatten gehen: Wir haben die wichtigsten Elemente des typsichen Startup-Mindsets zusammengefasst und mit Ideen zur schnellen Umsetzung für Sie aufbereitet:
Mut zum Ausprobieren: Fehlerkultur und Innovationsgedanke
„Fehler vermeidet man, indem man Erfahrung sammelt. Erfahrung sammelt man, indem man Fehler macht.“
Der amerikanische Managementberater Laurence Johnston Peter hat es einst sehr treffend formuliert. Es ist wichtig, Fehler als Teil der permanenten Weiterentwicklung anzuerkennen und aus ihnen zu lernen. Wenn neue Konzepte getestet, kreative Ideen entwickelt und Risiken eingegangen werden, können zwangsläufig auch Fehler passieren. Da wir uns in einer Zeit der Transformation befinden, müssen bestehende Strukturen auf neue Gegebenheiten überprüft und wenn nötig sogar von Grund auf erneuert werden. Mögliche, unerwartete Änderungen treten ein, der Verlauf des Projektvorgangs und mögliche Resultate lassen sich zu Beginn nicht vorhersehen oder gar planen. Genau das stellt die größte Herausforderung dar.
Umsetzung:
Geben Sie Ihrem Team nicht das Gefühl, keine Fehler machen zu dürfen. Es gilt eher die Devise „Mut zum Ausprobieren“ oder „Weiterlernen“. Fehler werden als Rückmeldung erkannt und kreative Ideen willkommen geheißen. Versuchen Sie, Gefahren und Risiken zu Beginn einmal auszublenden, statt ihnen zu viel Beachtung zu schenken. Kurz und knapp: Seien Sie offen gegenüber Neuem!
Agiler Prozess: Lean Startup
Es gibt es eine Vorgehensweise aus dem agilen Projektmanagement, die direkt aus dem „Startup“-Gedanken heraus entstanden ist: Lean Startup. Die Bedeutung geht auf den Bestseller „The Lean Startup: How Today’s Entrepreneurs Use Continious Innovation to Create Radically Successful Businesses“ von Eric Ries aus dem Jahr 2008 zurück. In seinem Roman berichtet der Autor aus dem Silicon Valley über persönliche Erfahrungen.
Worum geht es bei dieser agilen Methode? Mit möglichst geringem Aufwand, also Einsatz von Ressourcen (Kosten, Arbeitszeit/-Kraft) soll das bestmöglichste Ergebnis (Produkt) für die gewünschte Zielgruppe erreicht (entwickelt) werden. Gerade die Abläufe zur Entwicklung neuer Produkte sind aber von vielen Unsicherheiten geprägt. Deshalb ist das Handeln nach einem im Vorfeld geplanten Modell oft nicht vom gewünschten Erfolg gekrönt. Es kommt darauf an, kurze Planungs- und Feedback-Zyklen einzuhalten, um möglichst flexibel und schnell auf etwaige Änderungen reagieren zu können. Das jeweilige Zwischenergebnis ist dabei äußerst wichtig, jeder Handlung folgt eine unmittelbare Wirkung. Der Fokus liegt auf dem Fortschritt, den Einheiten (Sprints) selbst und nicht so sehr auf dem angestrebten End-Ergebnis. Oftmals wird daher lediglich an einer Art Prototyp, oder Betaversion gearbeitet.
Umsetzung:
Wie können Sie Ihre bestehenden Abläufe hinsichtlich Zeit- und Kostenersparnis optimieren? Lässt sich der Prozess womöglich in mehrere kleine Unter-Prozesse aufteilen?
Planen Sie zunächst lieber „Step-by-Step“ als „das große Ganze“ und denken Sie an eine regelmäßige Feedback-Schleife. Basierend auf Zwischenergebnissen wird der weitere Verlauf geplant.
Fortschritte und Vorgehensweisen müssen überprüft werden. Ohne eine regelmäßige Kommunikation funktioniert das nicht. Hier kann bereits ein tägliches, zehnminütiges Zusammenkommen enorm hilfreich sein.
Denken aus der Kundenperspektive
70 % der im Rahmen der bitkom-Stude befragten Startups „hatten die Idee für ein Produkt/ eine Dienstleistung und wollten diese selbst umsetzen“. Es wurde also eine Marktlücke entdeckt. Man macht sich Gedanken darüber, was der jeweiligen Zielgruppe bis dato gefehlt hat, welche Erfindung auf große Begeisterung stoßen konnte. Startups entstehen aus exakt der Frage heraus, die auch Sie als Unternehmer sich stellen sollten: Was erwartet der Kunde von mir? Wie kann ich ihm weiterhelfen? Die Vorgangsweise im Rahmen der Design Thinking-Theorie orientiert sich beispielsweise stark am Nutzer selbst. Man schlüpft in die Rolle des Anwenders.
Umsetzung:
Bleiben Sie im ständigen Austausch mit Ihren Auftraggebern oder Projektpartnern. Fragen Sie nach eventuellen Zwischenständen, erbitten Sie Feedbacks und gemeinsame Review-Termine und versuchen, den Kommunikationsaustausch ständig zu optimieren. Ansonsten laufen Sie Gefahr, deren Bedürfnisse aus den Augen zu verlieren oder sich zu stark auf das ursprünglich vereinbarte Ziel, welches sich womöglich während des Prozesses noch verändern kann, zu fixieren.
Flache Hierarchien: Selbstorganisiertes Team
In den Stellenausschreibungen werben neu gegründete Unternehmen gerne mit Faktoren wie „flache Hierarchien“ oder „viele Weiterbildungsmöglichkeiten“. Das liegt schlichtweg daran, dass die gewohnte Struktur mit Abteilungs- oder Projektleitern nicht ganz so klassisch gelebt wird, wie wir es bisher kannten. Das motiviert und erfordert gleichzeitig ein hohes Maß an Lernbereitschaft und Selbstbestimmung. Klassische Workflows wie die Delegation „von oben nach unten“ gehören der Vergangenheit an, die Organisation und Planung wird von allen Mitarbeitern gemeinsam gestaltet. Dabei zählt nicht nur die Fähigkeit, selbstgesteuert zu lernen, sondern auch die Erfassung des persönlichen Lernbedarfs.
Umsetzung:
Stichwort Commitment: „Wir sind gemeinsam leistungsbereit und arbeiten als Team an der Lösung der Aufgabe“. Der Teamgedanke, der Entrepreneur-Spirit steht stets im Vordergrund. Der Ansatz des selbstorganisierten Teams lässt sich am besten auf Projektbasis austesten. Klären Sie zu Beginn einfach, wem welche Kompetenzen zukommen und überlassen Sie den weiteren Verlauf dem Team selbst. Konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche. Methoden wie Kanban dienen der Visualisierung und können hier als Einstieg sehr nützlich sein.