Dominic Lindner ● 23.4.2019

Digitale Recruiting-Techniken: Das Video-Interview

Die Digitalisierung hält Schritt für Schritt auch in die Personalabteilung Einzug. Nicht selten werden dabei digitale Recruiting-Techniken angewendet, um die Suche nach Talenten neu zu gestalten. Wir besprechen die Vorteile des Video-Interviews für Personaler.

Viele Unternehmen sind bereits auf das Video-Recruiting unter Verwendung der bekannten Software  Skype umgestiegen. Statt Bewerbern Reisekosten zu erstatten, einen Meetingraum zu organisieren oder ganze Zeitblöcke für einzelne (Telefon-)Interviews zu reservieren, sitzt man dem Bewerber beim Video-Interview schließlich einfach am Bildschirm gegenüber oder – noch zeitsparender – schaut sich dessen Bewerbungsvideo an. Für Personaler ergibt sich dadurch die Möglichkeit, den Recruiting Prozess flexibler zu gestalten und dennoch die Chance auf einen persönlichen ersten Eindruck aufrecht zu erhalten.

Im Rahmen von Video-Interviews wird häufig auf zwei verschiedene Formate zurückgegriffen. Zum einen bedienen sich Unternehmen beim Bewerbungsprozess eines Echtzeitgesprächs und andererseits kommt häufig ein automatisiertes Aufzeichnungsverfahren zur Anwendung.

Echtzeitgespräch

 Das Echtzeitgespräch ähnelt einem klassischen Vorstellungsgespräch, ist jedoch im Gegensatz zu diesem an keinen festen Ort gebunden. Bewerber und Personaler treffen sich zu einem vereinbarten Termin in einer Art Chatroom, um mittels digitalem Hilfsmittel ein Bewerbungsgespräch durchzuführen. Dabei kann der Personaler Aufgaben und Fragen explizit nach dem Bewerber und dessen Verhalten richten. Das Echtzeitgespräch lässt sich damit individueller und flexibler gestalten, als es mit einem Aufzeichnungsverfahren der Fall ist, nimmt aber gleichzeitig auch mehr Zeit des Personalers in Anspruch.

Automatisches Aufzeichnungsverfahren

Das automatische Aufzeichnungsverfahren hingegen stellt ein zeitversetztes Video-Interview in Eigenregie ohne direkten Gesprächspartner dar. Zudem ist dieses weder an Ort noch an Zeit gebunden. Dafür erhält der Bewerber eine E-Mail mit einer Interviewfrist und einem Link, der ihn zu einem virtuellen Chatraum führt. Dort muss der Bewerber sich selbstständig einloggen und wird anschließend Schritt für Schritt durch das Video-Interview geführt. Im Zuge dessen erwarten ihn dieselben vorgefertigte Fragen wie allen anderen Mitbewerbern, für die er feste Zeitintervalle zur Vorbereitung und Beantwortung der Fragen oder Aufgaben erhält. Die Antworten werden dabei automatisch über die Webcam aufgezeichnet und der Bewerber muss das fertige Interview anschließend entweder speichern oder an das Unternehmen senden. Das automatische Aufzeichnungsverfahren ersetzt dabei natürlich nicht das klassische Vorstellungsgespräch, das von der Interaktion auf beiden Seiten lebt, sondern erleichtert die Vorauswahl für Personaler.

Vorteile des Video-Interviews aus Unternehmenssicht

Gerade für Betriebe, die nach Talenten für viele verschiedene Stellen suchen, ist der Recruiting Prozess sehr aufwendig. Hat ein Personaler gleich mehrere Stellen simultan zu besetzen, raubt die Vorauswahl viel Zeit. Bewerber werden daher häufig dazu aufgefordert ein Bewerbungsgespräch in Form des aufgezeichneten Interviews einzusenden. Sie als Personaler haben dann die Möglichkeit, in einem kürzeren Intervall mehr Bewerber zu analysieren.  Sie können das vorgefertigte Video jederzeit anschauen und sind nicht an einen fixen Termin für ein Echtzeitgespräch gebunden. Das ist insbesondere deshalb hilfreich, weil ein Bewerbungsverfahren häufig über eine längere Zeitperiode stattfindet und Bewerber dadurch nur mit längeren Zwischenpausen verglichen werden können. Ein zeitversetztes Video-Interview macht es hingegen möglich, alle Bewerber nacheinander zu analysieren und auf Basis dessen die richtige Entscheidung zu treffen.

Nicht zu vergessen, ist aber auch der Kostenaspekt der sich durch die Nutzung des Video-Interviews ergibt. Insbesondere dann, wenn sie global nach neuem Mitarbeitern suchen, ist ein persönliches Vorstellungsgespräch an Ihrem Standort häufig mit der Erstattung hoher Reisekosten verbunden. Mittels digitaler Vorauswahl lässt sich die Zahl der infrage kommenden Bewerber senken und Sie laden schlussendlich nur jene Talente ein, die wirklich in Frage kommen.

Vorteile des Video-Interviews aus Bewerbersicht

Aber auch Ihre Bewerber profitieren von der digitalen Recruiting-Technik. Statt lange Anfahrts- und Wartezeiten können sie durch das Video-Interview flexibler am Bewerbungsprozess teilnehmen. Zudem gestaltet sich die Vorauswahl vergleichbarer, da alle Talente exakt denselben Prozess durchlaufen. Diese gleiche Ausgangslage bringt mehr Fairness sowie einen verkürzten Bewerbungszyklus mit sich und stellt dadurch einen echten Mehrwert bei der Jobsuche dar.

Fazit

Das Interview als Recruiting Technik ist nicht neu, wohl aber die „Digitalisierung“ desselben. Die Bindung an Ort und Zeit entfällt. Während sich für Ihr Unternehmen durch eine optimierte Vorauswahl Kosten- und Zeitersparnisse realisieren lassen, profitieren Ihre Bewerber von einem faireren Bewerbungsprozess mit mehr Flexibilität und verkürzter Prozessdurchlaufzeit.

Recruiting 4.0