Auf der Suche nach dem Wunsch-Kandidaten? Dann skizzieren Sie Ihn erst einmal selbst! Candidate Personas sind fiktive Stellvertreter einer Bewerbergruppe, die deren Charakter-Eigenschaften, Erwartungshaltungen und Vorgehensweisen in sich vereinen. Sie helfen, den Recruiting-Prozess aus dem Blickwinkel eines Bewerbers zu betrachten und entsprechend zu optimieren.
Jede Candidate Journey, die „Reise“ eines Bewerbers durch den Recruiting-Prozess, kann zwar annähernd aus den gleichen Hauptstationen bestehen, im Detail jedoch ist der Weg vom Aspiranten bis zum engagierten Mitarbeiter bei jedem Kandidaten verschieden. Auch die Erwartungen, die ein Talent an den Recruiting-Prozess hat, können je nach Situation sehr differieren. Vor allem in größeren Organisationen kann es deshalb äußerst sinnvoll sein, sogenannte Candidate Personas zu entwickeln.
Candidate Personas beinhalten sowohl fachliche als auch persönliche Komponenten. Idealerweise werden sie mit einem Vornamen, einem Gesicht, ihren Kenntnissen, einem prototypischen Werdegang und einem Privatleben versehen.
Candidate Personas haben Ziele, Werte, Ansichten, prototypische Verhaltensweisen, Interessen, Vorstellungen, Vorbehalte, Befürchtungen und Ängste.
Durch die Emotionalisierung wird sichergestellt, dass die Bewerber nicht nur zum Job, sondern auch zur Unternehmenskultur passen.
Candidate Personas werden entwickelt, indem man die entsprechenden Mitarbeiter im Unternehmen oder passende Talente von außerhalb dazu befragt, sowie seinen gesunden Menschenverstand nutzt und zudem recherchiert. Die „Steckbriefe“ der Candidate Personas werden an die Bürowand oder auf Pappfiguren gepinnt, um auch außerhalb eines konkreten Bewerbungsgesprächs mit beinahe echten Menschen kommunizieren zu können. Auf diese Weise wird zudem unterstützt, dass alle dasselbe Bild von einer Zielperson vor Augen haben, wenn sie an Recruiting-Projekten arbeiten, stimmige Anzeigentexte formulieren oder Kanäle für die Kandidatenansprache bestimmen. Und immer kann man sich gemeinsam fragen, was die Persona wohl von einer Sache hält oder wie sie sich auf ihrer Reise durch den Bewerbungsprozess an den einzelnen Touchpoints fühlt.
Außerdem helfen Personas zum Beispiel den Mitarbeitern, die immer nur indirekt mit Bewerbern zu tun haben, die Menschen hinter den Aktenzeichen zu sehen, individueller vorzugehen und den „Nerv“ der entsprechenden Zielpersonen zu treffen. Schließlich kann man etwaige Vorhaltungen auf die Persona produzieren. Aus „Da haben Sie einen Fehler gemacht!“ wird: „Uschi (= die Persona) hätte sich sicher gewünscht, dass …“. Insgesamt verschafft man sich so einen Vorteil gegenüber Unternehmen, die Kandidaten weiterhin nach „Schema F“ behandeln.
Der „Steckbrief“ einer prototypischen Candidate Persona umfasst im Wesentlichen folgende Elemente:
Name und Foto: Wie sieht ein typischer Vertreter aus der betrachteten Kandidatenzielgruppe aus? Wie heißt er oder sie?
Hintergrundinformationen: Hier geht es um das Alter, Kenntnisse und Expertisen, den prototypischen Werdegang, gegebenenfalls die Nationalität und das Geschlecht. In welcher Branche arbeitet er/sie bisher und wie groß ist das Unternehmen? Welche Position bekleidet er/sie dort? Zudem geht es um die familiären Verhältnisse, die Einkommenssituation, Hobbys und andere Interessen.
Statements: Zitieren Sie wörtliche Aussagen, die für diesen Bewerbertyp typisch sein könnten. Oder listen Sie Schlagworte auf, die seine Werte, Standpunkte, Ansichten und Einstellungen widerspiegeln.
Erwartungen/Ziele: Welche Anforderungen hat diese Persona an einen Arbeitgeber? Welche beruflichen Ziele verfolgt sie? Was treibt sie an? Welche Probleme will sie lösen? Welchen Nutzen will sie erzielen? Welche Gefühle könnten im Spiel sein? Welche Ängste könnte die Persona haben?
Entscheidungsprozess: Wie entscheidet diese Persona? Welche Candidate Journey geht sie? In welchen Medien informiert sie sich? Was sind ihre wichtigsten Interaktionspunkte? Welchen Stellenwert haben Offline, Online und Mobile? Welche Impulse braucht sie? Welche Fakten und Argumente sprechen sie an? Was könnte sie besonders überzeugen? Wer hat auf sie Einfluss?
Ideale Lösung: Wie sähen ideale Arbeitsbedingungen aus dem Blickwinkel einer solchen Persona aus? Von welchen Interessen wird sie geleitet? Im Rahmen welcher Emotions- und Motivsysteme trifft diese Persona ihre Wahl?
Ein Workshop, bei dem man sich wie die Profiler mit detektivischem Gespür an das treffsichere Kreieren von Personas macht, bringt über den vielfältigen Nutzen hinaus auch richtig viel Spaß. Dazu eignet sich zum Beispiel das World-Café-Konzept. Hierbei benötigen Sie pro Candidate Persona, die Sie erarbeiten wollen, einen Tisch. Auf dem Tisch breiten Sie eine beschreibbare Tischdecke oder Flipchart-Papier aus und legen Marker, Stifte, Klebepunkte und so weiter bereit. Erläutern Sie den Teilnehmern die Aufgabe und lassen Sie sie dann an den Tischen Platz nehmen.
Pro Tisch teilen Sie einen Gastgeber ein. Erlaubt ist alles, was konstruktiv zum Thema beiträgt, also Texte, Bilder, Collagen und so fort. Nach 20 Minuten beenden Sie die erste Runde und bitten die Gruppen, jeweils einen Tisch weiter zu ziehen, um sich der nächsten Persona zu widmen. Nur die Gastgeber bleiben an ihren Tischen, begrüßen die Ankommenden, resümieren das bisher Gesammelte und starten einen erneuten Diskurs.
Um wie viele Personas es insgesamt geht? Beginnen Sie mit drei oder vier, damit Sie sich nicht gleich zum Start schon verzetteln. Und Achtung: Ein Persona-Profil ist immer nur eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt der Erstellung. Wie ein echter Mensch, der sich weiterentwickelt, verändert sich auch die Persona. Eine Aktualisierung der Profile ist deshalb von Zeit zu Zeit nötig.