HR goes digital: Ein etwas anderer Blick auf den Change-Prozess im HR-Bereich.
Um aufzuzeigen, wie gewaltig sich die IT-Welt im Zeitalter des Cloudcomputing geändert hat, vergleichen IT-Experten die neue Generation von Servern gerne mit Nutzvieh, während sie die Server der alten Zeit gerne als Haustiere beschreiben: Lieblinge, die man mit all ihren Eigenarten lieb gewonnen hat und für unersetzlich hält. Wenn sie ausfallen oder abstürzen, ist die Hölle los (und sei es, weil die Chefetage eine Stunde lang keine Mails abrufen kann…).
In der guten alten Zeit, als die Server von den IT-Managern noch liebevoll gepflegt und großgezogen worden sind, trugen sie oft Namen, die an griechische Götter oder an den Schäferhund aus der Nachbarschaft erinnerten: Ares, Titan, Zeus oder Apollo. Heute, in der schönen neuen Cloud-Welt, werden die singulären Server durch Serverfarmen aus vernetzten Server-Hosts abgelöst, die wie ein Ei dem anderen gleichen. Fällt einer dieser Server aus, wird er sofort durch einen anderen ersetzt, ohne dass ein Mensch eingreifen muss. Keine Panik, kein Stress, keine Emotionen. Normalsterbliche Menschen ohne IT-Affinität bemerken den schnellen Austausch gar nicht. Die Server sind so konstruiert, dass sie jederzeit ausfallen dürfen – weil sie beliebig ersetzbar sind. Deshalb tragen sie jetzt auch Nummern statt Namen. Sie sind eben eher Vieh als Haustiere.
„Cattle versus Pets“: Mit dieser Analogie beschreiben die IT-Experten nicht nur die neue Technik des Cloudcomputing, sondern auch die neue Einstellung, die IT-Verantwortliche „ihren“ Servern gegenüber einnehmen müssen. Viele begrüßen die neue Vorherrschaft des Viehs: In manchen Fällen mögen individuell konfigurierte Server sinnvoll und unverzichtbar sein, aber auf lange Sicht machen IT-Farmen mit Herden von verwechselbaren und austauschbaren Servern nicht nur die Speicherung unserer Daten sicherer, sondern auch unser Arbeitsleben komfortabler und einfacher.
Während IT-Verantwortliche in der neuen Welt des Cloud Computings ihre metaphorische Vorliebe für das liebe Vieh entdecken, sollten sich HR-Manager mehr denn je daran erinnern, dass es ihre Aufgabe ist, Menschen zu finden, zu binden und zu pflegen.
In der Wissensgesellschaft sind die Unternehmen mehr denn je auf die Kreativität des Einzelnen, die Diversität der Belegschaft und die Einzigartigkeit der Unternehmenskultur angewiesen.
All das verlangt, dass die Unternehmen Mitarbeiter wertschätzen, fördern und akzeptieren. Tun sie das nicht, suchen die besten Köpfe schnell und ohne Skrupel das Weite.
„Haustier oder Nutzvieh – wofür bin ich zuständig?“ Diese Frage ist die beste Standortbestimmung, wenn es um Talent Management, Weiterbildung und Mitarbeiterbeteiligung geht. Zeichnet sich die IT-Welt durch immer mehr Standardisierung, Austauschbarkeit und Verfügbarkeit aus, gehen die Trends für die HR-Welt in eine ganz andere Richtung: Hier stehen individuelle Ansprache, Teilhabe und Gemeinschaft ganz oben auf der Agenda. Nur wenn sich Personalmanager mehr für Haustiere als für Vieh zuständig fühlen, können sie ihre Unternehmen zu gefragten Arbeitgebern im New-Work-Zeitalter entwickeln. Vielleicht erkennt dann auch der eine oder andere, dass der Terminus „Human Resources“ eher zur Massenabfertigung als auf individuelle Services für Personen und Persönlichkeiten abgestimmt ist.