Carolin Metz ● 1.10.2020

Was gutes E-Learning ausmacht

Was ist gutes E-Learning? Wann begeistern wir uns wirklich für einen Online-Kurs? Worauf es im digitalen Lernen ankommt, erklärt Trainerin Corina Milek.

Corina Milek ist Trainerin bei ELUCYDATE  Online Training und gibt Kurse zu den Themen Konfliktmanagement und Führungskräfte-Coaching. Wir klären im Interview, wann E-Learning Sinn macht und wie wir alle effizienter lernen.

Frau Milek, wie sind Sie zum E-Learning gekommen?

Ich habe nach dem Abitur Grundschullehramt in Braunschweig studiert. Gegen Ende meines Studiums gab es an der Uni ein Angebot, eine Trainerausbildung zu absolvieren. Das habe ich getan und eine wirklich umfassende und fundierte Coaching-Ausbildung genossen. Ich war begeistert – ab diesem Zeitpunkt war mir klar, dass ich Trainerin werden möchte.

Meine erste Stelle hatte ich in einem Gründungszentrum, wo ich vor allem Frauen bei der Unternehmensgründung beraten und gecoacht habe. Anschließend war ich Programm-Managerin bei der EBS Management Academy. Dort war es meine Aufgabe, als Schnittstelle zwischen den Unternehmen und den Dozenten zu vermitteln. Ich habe in die Firmen hineingehört, was sie sich von der Weiterbildung wünschen, und das an die Dozenten weitergegeben.

Selbstständig habe ich mich gemacht, nachdem ich Mutter geworden bin. Zunächst habe ich Menschen in existenziellen Umbrüchen gecoacht und dabei auch viel für Transfergesellschaften gearbeitet. Mit der Zeit habe ich mich immer mehr auf Inhouse-Weiterbildung in Unternehmen konzentriert. Letztes Jahr haben mein Mann und ich unsere eigene Beratungs-GmbH gegründet, wir coachen, geben Seminare und sind auch als Business Angels aktiv. Meine Schwerpunkte sind vor allem Führungskräfte-Coaching und Konfliktmanagement.

Was macht für Sie ein gutes E-Learning aus?

Lernen findet nur dann statt, wenn Menschen emotional berührt werden. Denn unser Gehirn schüttet Neurotransmitter, also Botenstoffe des Nervensystems, aus, wenn unsere Gefühle angesprochen werden.

Deshalb muss Lernen Spaß machen, damit es etwas bewirkt!

Bei Präsenzkursen ist das einfach – dort kann ich als Trainerin für Spannung und gute Stimmung sorgen. Ich merke, wie die Teilnehmer reagieren, und kann meine Methoden eventuell anpassen.

Online ist das natürlich ein wenig komplizierter, aber definitiv möglich. Wichtig ist meiner Meinung nach, dass man in Online-Kursen verschiedene Formate mischt, sowohl in Bezug auf Lernmethoden als auch auf die Darstellung. Man sollte also zum Beispiel abwechseln zwischen Erklär-Videos, Aufgaben, die der Teilnehmer selbst erledigen kann, Merkblättern, Grafiken und so weiter. Außerdem muss die visuelle Darstellung wirklich gut sein und stimmig mit dem, was gesagt wird. Denn Bilder schaffen visuelle Anker.

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Wie unterstützt hier die Online-Trainingsplattform ELUCYDATE?

ELUCYDATE setzt diese Mischung der Formate sehr gut um: Die Darstellung des Lernstoffs variiert, so haben die Teilnehmer Spaß am Lernen und sind gespannt darauf, was als Nächstes kommt.

Besonders gut gefällt mir der Trickfilm zu Beginn, der die wichtigsten Aspekte eines Themas darstellt – das ist eine wirklich gute Art, ins Thema einzusteigen. Diese Filme sind schön anzuschauen, sie haben etwas Spielerisches, etwas Leichtes.

Super finde ich auch die wiederkehrenden "Do it yourself"-Inhalte und den "Snapshot", die Kurzübersicht zu einem Thema. Die Snapshots kann man sich ausdrucken und zum Beispiel im Büro an die Wand hängen, um wichtige Punkte immer im Blick zu haben. Und Inhalte selbst zu bearbeiten, wie bei den "Do it yourself"-Anleitungen, ist immer gut! Es hat mir große Freude bereitet, die Seminare für ELUCYDATE zu entwickeln.

Haben Sie einen Tipp für alle E-Learning Einsteiger?

Man sollte das E-Learning fest einplanen, zum Beispiel indem man sich einen Termin in den Kalender einträgt und diesen ohne Wenn und Aber einhält. E-Learning ist eigengesteuertes Lernen und verlangt daher ein großes Maß an Selbstdisziplin. Außerdem würde ich dazu raten, sich nur kurze Abschnitte vorzunehmen, dafür aber regelmäßig und konzentriert zu lernen. So funktioniert es am besten.

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Wie macht man beim E-Learning am besten Fortschritte?

Ein Trick, den ich auch in meinen Präsenzseminaren empfehle: Sie sollten sich einen visuellen Anker schaffen, eine Erinnerungshilfe. Das kann zum Beispiel ein bestimmtes Symbol sein, dass Sie sich auf den Schreibtisch stellen oder ins Auto legen, falls Sie viel unterwegs sind. So sehen Sie diesen visuellen Hinweis ständig und erinnern sich regelmäßig an das, was Sie verändern möchten.

Denn das "tägliche Feuerlöschen" im Job hält uns davon ab, Gelerntes und gewünschte Veränderungen auch wirklich umzusetzen. Da ist das kleine Erinnerungssymbol eine gute Hilfe – auch wenn Sie mit Online-Kursen lernen. Das kann alles Mögliche sein: Ein bestimmtes Hintergrundbild auf dem Handydisplay oder eine Figur, die mir eine bestimmte Situation wieder ins Gedächtnis ruft. Bei einem meiner Kursteilnehmer war das zum Beispiel ein Playmobilmännchen, das ihn an meinen Kurs erinnert hat, weil ich dort viel mit solchen Figuren arbeite. Der Vorteil: So ein Symbol verstehen nur Sie, wenn Sie es ganz präsent auf dem Schreibtisch haben – die Kollegen kennen die Bedeutung nicht.

Unser Gehirn funktioniert mit visueller Unterstützung viel besser, so kann das Gelernte zur Routine werden. Wichtig ist, dass der visuelle Hinweis mit der Situation verknüpft ist, in der Sie etwas gelernt haben.

Sie sind Expertin für Konfliktmanagement und Leadership – was möchten Sie den Menschen in diesen Bereichen mit auf den Weg geben?

Meine Herzensangelegenheit: Ich möchte allen raten, zu entschleunigen! Qualität geht vor Quantität! Wir sollten nicht stur Checklisten abarbeiten, sondern uns überlegen, was wirklich wichtig ist und wo wir Zeit investieren möchten. Wir sollten uns auf die wichtigen Dinge konzentrieren. Dazu gehört auch, gut zuzuhören und auf unser Gegenüber einzugehen – nur so können wir gut mit anderen zusammenarbeiten. Es ist besser, das, was wir tun, mit großer Intensität zu erledigen und sich nicht von einem Termin zum nächsten treiben zu lassen. Denn auch um ein Team zu pflegen, benötigt man Zeit – und nicht nur, um alle Aufgaben abzuarbeiten.

Kann man Themen wie Konfliktmanagement wirklich per E-Learning lernen?

Das kann man auf jeden Fall – oder man kann zumindest damit anfangen. Denn Konflikte haben ganz viel damit zu tun, dass wir Menschen Situationen unterschiedlich wahrnehmen. Also fängt Konfliktlösung mit mir selbst an, mit meiner Haltung zum anderen. Ich muss reflektieren, meine Einstellung hinterfragen; und das kann ich auch allein per E-Learning tun. Ich muss mir überlegen: Wann kochen bei mir die Emotionen hoch? Woran liegt das eigentlich, was ist der tiefere Grund? Welcher Motivator wird hier verletzt? Das funktioniert sehr gut mit E-Learning. Ich kann mir dabei auch überlegen, welche Schritte ich machen kann, um den Konflikt konstruktiv zu lösen. Umsetzen muss ich meine Erkenntnisse dann natürlich im Team.

Was begeistert Sie persönlich am Thema Weiterbildung?

Besonders spannend finde ich, dass Weiterbildung nie aufhört. Man hat nie ausgelernt. Ständig ändert sich etwas: Arbeitsinhalte, Methoden, Menschen, auf die ich mich einstellen muss. Digitale Weiterbildung finde ich deshalb total prima, weil damit das Lernen ständig in unser Leben eingebunden ist. Es kann nichts Schöneres geben, denn Bildung öffnet uns den Blick füreinander und ermöglicht es, dass wir uns einander annähern. Mein Antrieb ist letztlich, dass ich etwas zum Guten verändern möchte.

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