SCORM gilt noch immer als der Standard, wenn es darum geht Lernmodule unterschiedlicher Hersteller im hauseigenen System anbieten zu können. Doch was ist mit dem neueren xAPI? Damit geht doch mehr? Lesen Sie in diesem Artikel mehr über die derzeit aktuellen Möglichkeiten von Unternehmen und Anbietern.
SCORM kann einiges, xAPI kann mehr? So einfach ist die Sache leider (noch) nicht. Um den bestmöglichen Standard für Ihr Unternehmen auszuwählen, sollten Sie die Unterschiede kennen und für sich individuell beurteilen können.
Wer Lerninhalte im SCORM-Standard kauft, muss nicht viel tun. Sie können einen beliebigen SCORM-Lerninhalt in jedes SCORM-fähige LMS importieren und nutzen. Doch nicht nur das: Einen Kurs bei Anbieter A, den zweiten bei Anbieter B kaufen, beide installieren – schon kommunizieren Web basiertes Training (WBT) und Lern Management System (LMS) miteinander. WBT und LMS tauschen sich über Nutzerdaten und Lernfortschritte aus, erfassen diese und stellen sie für Ihr Monitoring im Dashboard bereit. Mit SCORM werden also Lernerfolge messbar.
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Doch dann kam xAPI und setzte die Messlatte höher. Auch dieser Standard verbindet die Systeme (WBT und LMS) und stellt Daten zur Verfügung. Doch mit xAPI können Sie sogar Daten von verschiedenen unterschiedlichen Systemen sammeln lassen, Daten differenzierter analysieren, Lernziele einbinden, Muster entdecken … xAPI verbindet also Lernen und Leistung, hier einmal die wichtigsten xAPI-Vorteile im Detail:
Alle möglichen Systeme verbinden: Das x in xAPI steht für „Experience“. Mit diesem Standard kann das Lernen nicht nur, wie bei SCORM auf dem LMS, sondern auch auf vielen weiteren Systemen erfasst werden. Implementieren Sie xAPI zum Beispiel auf Apps, in eBooks, auf Simulationen mit Virtual Reality und weiteren, dann lässt sich die reale (Lern-)leistung eines Nutzers sogar auf Spielen und Simulationen verfolgen. Auch individuelle Lernpläne und Ziele können Sie einbinden und abgleichen. Im Vergleich zu SCORM eröffnet Ihnen xAPI also zusätzliche Möglichkeiten: Entdecken Sie Muster, erkennen Sie frühzeitig eventuelle Schwächen, steuern Sie mit passenden Lernmaßnahmen entgegen … Mit xAPI können Sie schneller reagieren, und zwar noch bevor Probleme entstehen.
Daten und „Zustände“ sammeln: Man kann die von xAPI generierten Datensätze grob als Aktivitätsanweisungen bezeichnen. Diese werden in einer Anweisung – Entwickler sprechen von „I did this“-Anweisung – gesammelt. Dazu können wahlweise noch viele andere Kontextdaten ausgewählt werden. Während Sie mit SCORM nur sehen, wann ein Training begonnen, beendet und abgeschlossen wird, können Sie mit xAPI mehr Details erkennen und nutzen. Zum Beispiel, welches Wort ein Lernender in das Antwortfeld eingegeben hat oder, dass er oder sie sich einen bestimmten Teil eines Lernvideos mehrfach angeschaut hat.
Daten aus verschiedenen Quellen speichern und analysieren: Die Datensätze oder Aktivitätsnachweise können sogar aus verschiedenen Quellen gesammelt und in die eine „I did this“-Anweisung gesammelt werden. Gespeichert wird alles im Learning Record Store (LRS). Ähnlich wie die SCORM-Datenbank in einem LMS, ist das LRS ein Ort, an dem Sie alle Daten, die Sie benötigen, finden und auswerten können. Nur sammeln Sie diese Daten mit xAPI aus allen möglichen Quellen und Systemen. SCORM kann das „nur“ aus LMS und WBT tun.
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Die Vorteile oben sind schön und gut, doch was nutzen sie im Alltag? Vielleicht hilft es, wenn Sie sich Experience API (xAPI) als System mit mehreren Ebenen vorstellen:
Ebene 1: xAPI ist eine modernisierte Form von SCORM. Ein Standard, der auf den „alten“ aufbaut und gleichzeitig verspricht, alles „Überflüssige“ wegzulassen.
Ebene 2: xAPI erlaubt es, wirklich jede Lernerfahrung (Learning Experience) zu erfassen und zu analysieren, auch die des informellen Lernens, wie die Lernleistung beim Lernen und Arbeiten, bei Simulationen usw. Somit gibt uns der neue Standard ein umfassenderes Bild vom gesamten Lernweg jedes einzelnen (siehe auch Vorteil 1).
Ebene 3: xAPI arbeitet mit „losgelösten Daten“, das heißt: Der Standard kann, wie erwähnt, Daten aus ganz verschiedenen Quellen verarbeiten, sogar unabhängig von einem – starren – LMS. Somit sind Sie mit xAPI auch nicht zwingend auf das Reporting-Tool Ihres LMS angewiesen, sondern können viel freier agieren (siehe Vorteil 3).
Ebene 4: Manche behaupten, mit xAPI könne man sogar die „Suche nach dem heiligen Gral“ archivieren und auswerten. Damit soll ausgedrückt werden, wie vielfältig und losgelöst der Umgang mit Daten in diesem Standard vonstatten geht. So können Sie mit xAPI auch Lern- und Arbeitsleistungen in Beziehung setzen und viel mehr (siehe Vorteil 2).
Das plattformunabhängige Sammeln aus verschiedenen Quellen, das Analysieren und das Auswerten klingt faszinierend. Doch all das geht nicht so leicht, wie bei SCORM vonstatten. Leider erfordert eben diese Vielfalt von xAPI noch ein sehr spezifisches, technisches Know-how Ihrer Mitarbeiter. Wenn Ihnen ein Hersteller also den xAPI-Standard schmackhaft machen sollte, dann fragen Sie unbedingt nach, welcher Zusatzaufwand samt -kosten noch auf Sie zukommt. Im Prinzip sind es gleich drei große „Haken“, die viele Unternehmen noch zögern lassen:
Wie sieht es mit dem Datenschutz aus?
Ein Lernender ist langsamer als der andere. Ein dritter macht viele Rechtschreibfehler, was auf Legasthenie hinweisen könnte ... Da stellt sich schnell die Frage: Dürfen Sie überhaupt so viele möglicherweise sensible Informationen sammeln? Und wollen Sie das überhaupt zulassen? Vielleicht reichen Ihnen die Daten, die Sie über SCORM erfassen können vollkommen für beste und datenschutzkonforme Lernerfolge.
Können Sie das xAPI-Potenzial ausschöpfen?
Mit xAPI eröffnen sich mehr Möglichkeiten, um das Lernverhalten zu analysieren und zu dokumentieren. Um an sinnvolle Ergebnisse zu kommen, benötigen Sie jedoch mehr Know-how als bei SCORM. Auswertungen auf Knopfdruck oder transparente Übersichten via Dashboard, wie bei SCORM, gibt es im xAPI-Standard leider (noch) nicht. Fragen Sie sich zuerst: Wer hat dieses Know-how und kann sich auch zeitlich dieser Aufgabe widmen?
Wollen wir uns den Mehraufwand leisten?
Um das xAPI-Potenzial wirklich nutzen zu können, brauchen Sie entweder xAPI-Spezialisten mit technischem Know-how im Haus oder sie vergeben die Aufträge zum Auswerten des Lernverhaltens an externe Dienstleister. Das verursacht natürlich Mehrkosten. Außerdem sollte auch gut überlegt werden, ob Ihr Unternehmen sensible Daten, wie die über das Lernverhalten der Mitarbeiter, aus der Hand geben will.
Es kommt – wie immer – ganz darauf an: SCORM entlastet die Autorinnen und Autoren von Trainings weitestgehend von den Abläufen im Hintergrund. xAPI hat mehr Möglichkeiten, benötigt jedoch unbedingt technisches Know-how und Programmieraufwand, damit Sie diesen Standard überhaupt voll nutzen zu können und sammelt zudem viel mehr Daten. ((evtl. hervorheben)) SCORM gilt für Anwender nach wie vor als „Selbstläufer“, während xAPI auch im eigenen Unternehmen speziell geschulte Mitarbeiter erfordert, damit Sie Auswertungen und Co. erstellen können. Die Erfahrung zeigt: Viele xAPI-Nutzer greifen früher oder später doch auf einen externen Dienstleister zurück, weil ihnen interne Kapazitäten fehlen. Das verursacht Zusatzkosten.
Fazit: Wenn Ihnen Anbieter von Autorentools oder Lernmanagementsystemen (LMS) „xAPI-Kompatibilität“ versprechen, dann fragen Sie sich genau, ob das für Ihr Unternehmen wirklich relevant und gewollt ist. Schließlich müssen Sie hier (noch) mit zusätzlichem Aufwand und Kosten rechnen und einen umfassenden Datenschutz beachten. Ob xAPI sich durchsetzen wird, bleibt abzuwarten, denn: Der nächste neue Standard kommt bestimmt.