Eine der wichtigsten Phasen bei der Erstellung von E-Learning Kursen ist die Konzeptionsphase: Hier werden die Weichen gestellt, welche später für die Qualität der Lerninhalte verantwortlich sind. Besonders wichtig in der Konzeptionsphase ist das Festlegen der Lernziele, anhand derer später bestimmt werden kann, ob die E-Learning Einheit erfolgreich war. Wir haben in diesem Beitrag einige Tipps für die erfolgreiche Formulierung Ihrer Lernziele zusammengestellt.
Eine Lernmaßnahme bildet gewissermaßen die Brücke zwischen einer Ausgangssituation A und einem gewünschten, zukünftigem Zustand B, in dem die Bildungslücken Ihrer Zielgruppe gefüllt wurden oder ein bestimmtes Fertigkeitslevel erreicht wurde. Je genauer Sie zu Beginn festlegen, welches Ihre Lernziele sind, desto genauer können Sie nachher feststellen, ob die Lernmaßnahme erfolgreich war oder nicht.
Zunächst sollten Sie sich Gedanken über die derzeitigen Fähigkeiten Ihrer Zielgruppe machen, um einen guten Überblick über den aktuellen Ist-Zustand zu bekommen. Folgende Fragestellungen sind dafür von Bedeutung:
Diese Fragen können Ihnen bereits im Vorfeld wichtige Hinweise für die Konzeption Ihres Lernmoduls sowie für die Formulierung der Lernziele geben. Einfaches Beispiel: Wenn die Lerner noch gar kein Vorwissen zu einem Thema haben, ist es unrealistisch, als Lernziel die vollkommene Beherrschung eines Themas festzulegen. Vielmehr geht es um einen ersten Einstieg und einen groben Überblick. In diesem Fall sollten Sie auch bei der E-Learning Kurserstellung darauf achten, dass die Lerner Schritt für Schritt an die wichtigen Aspekte des Themas herangeführt werden.
Um bei der Formulierung von Lernzielen möglichst präzise vorgehen zu können, ist es sinnvoll, eine Lernzieltaxonomie zu nutzen. Eine Taxonomie ist ein Analyseinstrument, mit dem Lernziele auf einer Skala von Komplexitätsgraden eingeordnet werden können. Benjamin Bloom entwickelte die erste Lernzieltaxonomie mit einer Skala von sechs Stufen, wobei die unterste Stufe für den am wenigsten komplexen Wissensstand steht und die Komplexität nach oben zunimmt.
Mithilfe der Taxonomie können Sie den gewünschten Kenntnisstand für Ihre Zielgruppe in der Hierarchie verorten. Die Verben in den blauen Kästen geben Ihnen Hinweise, welche Aktionen die Lernenden nach der Lernmaßnahme durchführen können sollten. Achtung: Stellen Sie sicher, dass der aktuelle Wissensstand nicht zu weit von den gewünschten Lernzielen entfernt ist. Die Lernziele sollten realistisch gewählt werden, da es sonst zu Frustrationen bei den Lernenden kommen kann.
Als Erstes sollten Sie festlegen, welche Kenntnisse oder Fähigkeiten die Lerner nach der vollständigen Bearbeitung Ihres Kurses besitzen sollten. Definieren Sie diese Fähigkeiten so genau wie möglich. Legen Sie sich dabei bewusst nur auf einige wenige fest, damit das Ergebnis auch erreichbar ist. Nun wiederholen Sie diesen Vorgang für jedes Kapitel oder Lernmodul Ihres Kurses. Ist es möglich, die Gesamtziele durch die Summe der Kapitelziele zu erreichen?
Wenn ja, dann haben Sie jetzt bereits ein Grundgerüst, anhand dessen Sie Ihren E-Learning Kurs aufbauen können.
Wenn Sie den ersten Entwurf der Lernziele vollendet haben, können Sie diese noch einmal auf ihre Qualität überprüfen. Stellen Sie sich folgende Fragen:
Wenn Ihre Lernziele diese Überprüfung bestanden haben, können Sie sich noch überlegen, ob Sie den Lernenden die Lernziele kommunizieren möchten. Dies sorgt für mehr Transparenz und kann die Lernmotivation erhöhen, wenn Sie es auf ansprechende Art und Weise tun. Präsentieren Sie die Lernziele zu Beginn jedes Kapitels und stellen Sie die Vorteile für die Lernenden heraus. Dadurch geben Sie den Rahmen vor und verstärken die Lernmotivation.
(Quelle: eLearning – Konzept und Drehbuch; Handbuch für Medienautoren und Projektleiter, Daniela Stoecker, 2. Auflage, 2013)