Alles eine Frage der Herausforderung: Nur eine gute Challenge führt zu guten Ergebnissen im Design Thinking Prozess. Sie definiert Richtung und Rahmen des Kreativitäts-Projekts. Drei Tipps zur Formulierung erhalten Sie hier.
Mit Design Thinking finden wir völlig neue Ideen, die mehr sind als bloße Varianten des Bestehenden. Es öffnet und entkrampft unser Denken und lässt uns Tuchfühlung zu Nutzern und Kunden aufnehmen – zu ihren Gedanken, Gefühlen und Wünschen. Dafür brauchen wir klaren Fokus. Bei aller Kreativität und der unkomplizierten Fassade, die Design Thinking umgibt, dürfen wir nicht vergessen, dass diese Methode wie kaum eine andere auf konkrete Ziele ausgerichtet ist und sich an Erfolgen messen lassen will und kann. Wie so oft im Leben: Der Grundstein des Erfolgs wird am Anfang gelegt. Beim Design Thinking ist das die Formulierung der richtigen „Challenge“.
Drei Tipps helfen Ihnen und Ihrem Team, die Design Challenge – Richtung und Rahmen – so zu formulieren, dass die Mitglieder Ihres Workshops oder Design Thinking Prozesses Ergebnisse erzielen, die nicht nur neu und provokativ sind, sondern auch Chancen auf Umsetzung haben.
Bevor Sie beim Design Thinking mit den mittlerweile berühmt-berüchtigten Kreativ- und Prototyparbeiten mit Post-Its oder Legosteinen beginnen können, benötigen Sie einen Wegweiser für alle weiteren Schritte. Einen simplen Satz, der alles andere anstößt: „How might we…?“ „Wie könnten wir?“. Keine Design Challenge kommt an diesem Satzanfang vorbei.
Nachdem wir uns ein klares Bild (Persona) von unseren Kunden gemacht und uns in ihre Schuhe versetzt haben, so dass wir die Welt durch ihre Brille sehen, wissen wir auch, wo ihnen in bestimmten Situationen der Schuh drückt: Wann und wo sie sich nicht wohl fühlen, welche Probleme sie haben und in welchen Situationen sie sich wünschen, es besser, bequemer oder sinnerfüllender zu haben. Wenn wir so weit sind, vergessen wir unser aktuelles Produkt- oder Serviceangebot für eine Weile, so schwer das auch fallen mag.
Design Thinking ist nur dann gut und hilfreich, wenn es nicht an bestehende Lösungen andockt, sondern sich öffnet und das Problem von mehreren Seiten und aus mehreren Seiten beleuchtet.
Haben wir also einen Moment oder ein Momentum gefunden, der oder das unserem Kunden Kummer bereitet oder auf Verbesserung wartet, formulieren wir unseren Satz als Frage: „How might we…?“. Fertig. Naja, fast. Dann folgt nämlich die Challenge der Challenge.
Wir müssen sicherstellen, dass wir den Bedürfnissen, Wünschen und Absichten der Kunden wirklich auf den Grund gehen. Hier hilft die „5x Warum“-Technik: Wir fragen weiter: „Warum gibt es das Problem?“ Auf die Antwort, die wir uns selbst geben, fragen wir wieder: „Warum?“ Insgesamt fünf Mal. So decken wir Zusammenhänge auf und sichern uns ab, dass wir wirklich ein ursächliches Bedürfnis umschrieben haben.
Vor allem in den USA formuliert man die „How might we?“ - Frage oft und gerne im Superlativ: „Wie können wir den weltbesten Service bieten?“ „Wie können wir dem Kunden das schönste Erlebnis der Welt bescheren?“ Auf uns Europäer wirken diese gesteigerten Adjektive oft zu laut und vermessen. Aber die Übertreibung kann auch helfen. Sie hält uns ab, uns mit kleineren Produktverbesserungen aufzuhalten und stattdessen riesengroß zu denken. Außerdem: Es ist ja nur im Workshop… Uns hört ja niemand…
Im Design Thinking entstehen die besten Lösungen durch Kundenfokus und Empathie. Empathie ist ohne Gefühle gar nicht möglich. Deshalb macht es Sinn, auch die Design Challenge mit viel Gefühl zu formulieren. Wenn wir starke Verben nutzen, um zu beschreiben was Menschen lieben, hassen, fürchten, öffnet das (im übertragenen Sinne) Areale unseres Gehirns, die wir bei rein nüchterner Betrachtung gar nicht nutzen. Gefühle geben Kraft! „Wie können wir dafür sorgen, dass die Kunden die Atmosphäre in unseren Räumen lieben und genießen?“ weckt mehr Assoziationen, Gedanken und Ideen als „Wie können wir die Kundenzufriedenheit durch Optimierung der Infrastruktur steigern?“