Wer als Arbeitgeber empfohlen werden will, muss empfehlenswert sein. Erst wenn ein Mitarbeiter zufrieden ist und sich mit seinem Arbeitgeber in hohem Maß identifiziert, wird er auf positive Weise weitererzählend und als Markenbotschafter für das Unternehmen aktiv.
Natürlich haben Mitarbeiter in ihrem persönlichen Umfeld schon immer als Botschafter ihrer Arbeitgeber gegolten. Dort wurden sie ja nicht nur als Privatperson, sondern auch als Teil einer Firma wahrgenommen. Doch die Möglichkeiten zum Weiterempfehlen beschränkten sich bis vor wenigen Jahren auf Familienmitglieder, Nachbarn und Freunde. Mundpropaganda fand in einem überschaubaren Rahmen statt. Sie war zwar hörbar, aber nicht sichtbar. Und sie war flüchtig, denn sie musste erinnert werden.
Heutzutage wird das, was Mitarbeiter von ihrem Arbeitgeber halten, mit der ganzen Welt geteilt.
Und im Netz ist es bis in alle Ewigkeit gespeichert. Deshalb müssen Unternehmen jetzt und in Zukunft noch viel verstärkter zeigen, dass sie zu den wirklich Guten gehören und ihre Außenwirkung optimieren (Employer Branding). Mitarbeiter, die glaubwürdig als Testimonial fungieren, haben einen Vertrauensbonus. Die Macht ihrer Stimmen ist weit größer als die Macht der Unternehmensparolen.
Neben Engagement und Loyalität sind aktive Empfehlungen das Wertvollste, was ein Unternehmen von seinen Mitarbeitern bekommen kann. Wenn es sie bekommt! Denn, wie eine Untersuchung der YouGov Psychonomics AG ergab, äußern sich lediglich 49 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland zustimmend zu folgender Aussage: „Freunden und Bekannten berichte ich viel Positives über meinen Arbeitgeber.“ Empfehlungen werden nämlich erst dann ausgesprochen, wenn man sich seiner Sache absolut sicher ist. Denn mit jeder Empfehlung kann man sich Freunde, aber auch Feinde machen. Bei einem Fürsprecher steht also immer auch der eigene Ruf auf dem Spiel. Erst dann, wenn es etwas gibt, worüber es sich wirklich zu reden lohnt, womit man sich also schmücken oder bei anderen punkten kann, nur dann wird man eifrig berichten.
Selbst dann, wenn ein Mitarbeiter hochzufrieden ist, wird er nicht automatisch daran denken, seinen Arbeitgeber positiv ins Gespräch zu bringen und indirekt als Markenbotschafter zu fungieren. Da heißt es, diesen ein wenig zu „impfen“. Das bedeutet, ihn zu ermuntern, für Sie als Fürsprecher online und offline tätig zu werden, also Informationen zu teilen und weiterzuleiten. Dazu gibt es eine Vielfalt von Möglichkeiten, unter denen Sie wählen können, zum Beispiel diese:
Sammeln Sie systematisch Erfolgsgeschichten, und stellen Sie diese sukzessive als „Unsere Erfolgsgeschichte des Tages“ ins Social Intranet.
Veröffentlichen Sie Geschichten, die erfolgreiche Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Aktivitäten zum Inhalt haben, in Ihrem Social Intranet.
Installieren Sie ein digitales „Gästebuch“ beim Empfang, ein iPad, über das Besucher und Mitarbeiter ihre Meinung auf passenden Portalen einstellen können.
Zeigen Sie positive Web-Kommentare Dritter auf TV-Screens am Empfang, im Personalraum, in der Kaffeeküche und anderen Bereichen.
Installieren Sie rechtskonforme Weiterempfehlungslinks auf Ihrer Karriere-Website und allen Unterseiten.
Installieren Sie auf Ihren Webpräsenzen rechtskonforme Social-Media-Buttons für alle wichtigen Netzwerke, das stärkt den Viralisierungseffekt.
Laden Sie ausdrücklich dazu ein, Ihre Jobangebote passend weiterzuleiten.
Entwickeln Sie ausgefallene Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Programme.
Veröffentlichen Sie Kennzahlen intern, die zeigen, wie erfolgreich Mitarbeiterempfehlungen im Vergleich zu anderen Recruiting-Aktivitäten sind.
Bitten Sie die Mitarbeiter, die twittern, Ihrem Arbeitgeber-Recruiting-Account auf Twitter zu folgen. Danach können alle, die wollen, offene Stellen retweeten.
Wenn Sie eine Facebook-Karriereseite haben, bitten Sie die Mitarbeiter, dort ab und an Kommentare zu platzieren sowie passende Meldungen und Jobangebote zu liken und zu teilen.
Erarbeiten Sie Vorschläge für Mitarbeiterprofile auf Xing und LinkedIn, das stärkt die Arbeitgeberreputation. Stellen Sie sicher, dass alle die gleiche Firmenbezeichnung verwenden. Danach können Ihre Leute in deren Status-Updates über bemerkenswerte Interna und Jobs berichten. Führt ein solches Verbreiten zu einer Stellenbesetzung, gibt’s eine Prämie.
Entwickeln Sie darüber hinaus geeignete Hilfestellungen in Form von Trainings und Guidelines, die Hinweise darauf geben, wie sich die Beschäftigten in ihrer Eigenschaft als Unternehmensrepräsentanten im Social Web bewegen können und sollen. Dies gilt nicht zuletzt auch dem Selbstschutz der Mitarbeiter. Denn man kann im Web wirklich dumme Fehler machen. Und der Ton dort ist manchmal recht rau. Jede Eventualität abzudecken ist natürlich unmöglich. Die simpelste Regel, die ich kenne, sagt eigentlich alles. Sie heißt: „Don‘t be stupid!“ Und ein gängiger Dreisatz geht so: „Interne Kritik ist erlaubt, bleibt aber intern. Geheimnisse bleiben geheim. Und private Meinungen bleiben privat.“ Eine weitere nützliche Regel ist diese: „Konflikte werden nicht im Netz gelöst.“